Idul Adha
Idul Adha (bzw. Eid
al-Adha) ist einer der zwei großen muslimischen Feiertage. Der andere ist Idul
Fitri, das Fest nach Ramadhan. Eigentlich ist Idul Adha der wichtigere
Feiertag, aber wie bei uns Weihnachten
meist größer gefeiert wird als Ostern, ist Idul Fitri hier größer.
Idul Adha, das Opferfest,
erinnert daran, dass der Prophet Ibrahim (Abraham bei uns) von Gott den Befehl
erhielt, seinen Erstgeborenen zu opfern. Das war jedoch nur ein Test seiner
Ergebenheit, und als Ibrahim bereitwillig seinen Sohn töten wollte, fand er
statt seines toten Sohnes ein geschlachtetes Schaf. Deshalb opfert an Idul Adha
jede Familie, die es sich leisten kann, ein Tier. Das Fleisch geht zu einem
Teil an die Familie, zu einem Teil an die Verwandten, und zu einem Teil an die
Armen. In Deutschland ist es bei Muslimen anscheinend üblich, das Fleisch in
Dosen zu kaufen und in ärmere Länder zu schicken, weil es nicht genügend
Menschen in Deutschland gibt, die sich sonst kein Fleisch leisten könnten.
Am Donnerstag wurde in
Vorbereitung auf den Feiertag gefastet, mein erstes muslimisches Fasten. Also
sind wir morgens/nachts um drei aufgestanden, um zu frühstücken. Bis ca. halb
fünf hat man Zeit zu essen und zu trinken. Abgesehen davon, dass ich um drei
Uhr morgens absolut keinen Hunger hatte, war es schön, weil die ganze Familie
zusammen gegessen hat. Danach bin ich nochmal ins Bett, weil ich an dem Tag
nach Jakarta musste, um mein Visum zu verlängern. Es ist erstaunlicherweise gar
kein Problem, einen Tag lang nichts zu essen. Die anderen Freiwilligen haben
immer versucht, Rücksicht zu nehmen und sich entschuldigt, dass sie vor mir
Mittag gegessen haben, aber irgendwie war es gar nicht so schlimm. Schlimmer
war es, nichts trinken zu dürfen. Spätestens ab vier Uhr habe ich alle zehn
Minuten auf die Uhr geschaut. Wann ist es endlich sechs, wann darf ich endlich
trinken? Aber ich habe es tatsächlich geschafft und war dann ziemlich stolz auf
mich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es durchhalte, schon gar nicht in
Jakarta (meine Gastfamilie hätte es glaube ich auch nicht gedacht). Das nächste
Abenteuer war der Pendlerzug nach Hause, zur Rush Hour. Neunzig Minuten lang
ist man nicht in der Lage sich auch nur umzudrehen...
Am Freitag war dann der
eigentliche Feiertag. Morgens um fünf habe ich mich zusammen mit Pipit, Hafiz,
Nuni und Meidy auf den Weg nach Sukabumi gemacht. Der Rest der Familie war
schon am Donnerstag gefahren. Eigentlich wollten wir zum Gebet schon bei der
Familie sein, das haben wir dann aber nicht ganz geschafft. Stattdessen mussten
wir auf dem Weg anhalten. Um halb sieben hat der Gottesdienst angefangen, auf
einer Art Fußballfeld vor der Moschee (drinnen wäre für so viele Leute auch gar
kein Platz gewesen).
Zur Feier des Tages habe
ich übrigens eine Kopftuch getragen, und ich habe nur Komplimente dafür
bekommen. Ausnahmsweise war ich keine Barbie, sondern eine Türkin, das andere
Schönheitsideal.
Nachdem wir in Sukabumi
angekommen waren, ging es zum Schlachthaus. Meine Familie hat einen riesigen
Ochsen schlachten lassen. Vielleicht war der Anblick für mich leichter zu
ertragen, weil ich Vegetarierin bin. Meidy hat letztes Jahr nach Idul Adha
mehrere Monate lang kein Fleisch essen können.
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unsere Kuh. vorher... |
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... und nachher. |
Dann war das große
Familientreffen, alle haben sich im Haus der Großmutter versammelt. Dagegen
sind unsere Familienzusammenkünfte gar nichts. Mein Gastvater hat neun
Geschwister und meine Schwestern konnten mir nicht von jeder Tante oder Cousine
den Namen sagen.
Es war auf jeden Fall
schwierig zu überblicken, wer wer ist oder wer zu wem gehört.
Ujung Genteng
Am Samstagmorgen sind
Pipit, Hafiz, Nuni, Meidy und ich weiter zum Strand gefahren. Ujung Genteng ist
ein wunderschöner Strand, aber erstmal mussten wir ca. vier Stunden fahren. Es
ging durch die Berge, die Straße ist nichts für empfindliche Mägen. Rauf,
runter, rehcts, links, und Hafiz ist meist nicht gerade langsam gefahren. Aber
die Aussicht war es wert. Mal ging es durch Plantagen (Tee, Kokos, aber auch
Palmöl), manchmal durch wunderschöne Wälder.
Um die Mittagszeit waren
wir am Meer. Das Cottage, in dem wir übernachtet haben, war perfekt. Direkt am
Meer und in traditioneller Bauweise, also mit Fußboden und Wänden aus Bambus
geflochten. Als Ferienhaus war es super,
mit zwei Schlafzimmern, Bad (traditionell, sprich Stehklo und
Schöpfkellendusche) und Kochgelegenheit. Allerdings muss man hier eigentlich
nicht kochen, schließlich kann man immer leckeres Essen beim Kaki Lima kaufen.
Und der Fußboden war bequemer als das Bett.
In Ujung Genteng kann man nicht wirklich schwimmen, weil die Wellen viel zu hoch sind und die Strömung ziemlich gefährlich ist. Aber die eigentliche Attraktion ist die Schildkrötenstation. Meeresschildkröten kommen zum Eierlegen nach Ujung Genteng. Damit die Eier nicht gestohlen werden, graben die Leute von der Schildkrötenstation sie aus und lassen sie an einem geschützten Ort schlüpfen. Am Samstag haben sie 120 kleine Babyschildkröten ins Meer freigelassen. Sehr süß, wie sie alle auf das Meer zuwatscheln.
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inzwischen sind die Schildkröten leider eine ziemliche Attraktion |
Am Sonntagmorgen konnten
wir doch noch baden, aber eben nur am Rand, und man musste ziemlich aufpassen,
dass man nicht zu weit raus getrieben wurde.
Auf dem Rückweg waren wir
noch bei einem Wasserfall, dann haben wir uns auf den langen Heimweg gemacht.
Nur hat es diesmal keine vier Stunden gedauert, sondern sieben, wir standen
eine Ewigkeit im Stau. Es war ein kleiner Schock, nach so viel Natur plötzlich
wieder in der überfüllten Stadt zu sein. Aber es hat auf jeden Fall gut getan,
mal für ein Wochenende weniger Autos, weniger Werbung und weniger Menschen zu
sehen.