Donnerstag, 11. Juli 2013

Religionsfreiheit. Oder so.

Eigentlich hatte ich vor, heute einen Bericht über den typischen Tagesablauf im Ramadan zu schreiben. Wird auch noch nachgeliefert, versprochen. Aber gestern hatte ich ein Gespräch, das mich sehr beschäftigt hat.
Indonesien ist seit noch nicht allzu langer Zeit ein demokratischer Staat und die Vielzahl an Religionen setzt ein hohes Maß an gegenseitiger Toleranz voraus. Im Alltag hatte ich immer das Gefühl, dass das Zusammenleben auch ziemlich gut funktioniert. In IGTC gibt es ja auch viele Christen und Hindus, auch wenn ich die genauen Zahlen nicht weiß. Auf jeden Fall habe ich nie mitbekommen, dass irgendjemand wegen seiner Religion angefeindet wurde.
Allerdings ist nicht alles so toll. Am 30. Mai 2013 bekam Präsident Susilo Bambang Yudhoyono von der amerikanischen interreligiösen Stiftung Appeal of Conscience Foundation den World Statesman Award verliehen. Viele Bürger sind der Meinung, den habe er nicht verdient, weil er nichts tue, um die verfassungsmäßig vorgeschriebene Religionsfreiheit zu sichern. Extremisten verüben Morde an Schiiten und Mitgliedern der Ahmadiyya-Gemeinschaft, und auch die Christen haben es nicht immer leicht. Interessanterweise habe ich erstmals auf einer Seite der Bundeszentrale für politische Bildung gelesen, wie die Kirche GKI Yasmin von den Autoritäten geschlossen wurde. Dann fiel mir auf: Yasmin? Die Kirche ist bei mir im Wohngebiet! Gestern kam ich zufällig mit einem Kollegen darauf zu sprechen, der Mitglied ebendieser Kirche ist. Schon seit Jahren kämpft die Gemeinde darum, ihre Gottesdienste halten zu dürfen, sie haben auch schon vor sämtlichen Instanzen der Justiz Recht bekommen, aber ausgeführt werden die Urteile nicht. Sie haben sich auch an den Präsidenten gewandt, ohne Erfolg. Pak Gunanto sagt: "Wir haben sogar eure Angela schon darüber informiert." Na, Merkel hatte keine Zeit, sich damit auseinanderzusetzen bei ihrem Besuch hier, sie war zu beschäftigt, dem Präsidenten Panzer zu verkaufen.
Ich möchte mich nicht den Leuten anschließen, welche die Christenverfolgung in einigen Ländern der Welt zum Vorwand nehmen, den Islam an sich schlechtzureden. Ich kritisiere nicht die Religion oder die Muslime generell, ich kritisiere die Regierung, die es nicht schafft, Menschenrechte zu garantieren.
Die Menschen, die ich hier kennengelernt habe, würden diese Diskriminierung ihrer Landsleute nicht unterstützen.

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