Tut mir leid, ich muss es sagen. Hach, wie die Zeit vergeht! Ich habe schon lange nicht mehr richtig geschrieben, weil ich einfach keine Zeit hatte. Und jetzt geht es tatsächlich in weniger als drei Wochen wieder nach Deutschland. Komisch.
Hier die Kurzzusammenfassung, was so in den letzten Wochen (Monaten?) passiert ist:
Nicht viel.
Na ja, eigentlich schon eine ganze Menge, aber das Meiste war eben Alltag. Anfang Juni waren Britta, Laura, Mathias und ich in Malang (Ostjava), wo wir die anderen Freiwilligen besucht haben. Es war schön, alle mal wieder zu sehen, das letzte Mal haben wir uns in Singapur getroffen. Die Highlights der Reise: 15 Stunden Zugfahrt hin, ein um 4 Stunden verspäteter Flug zurück (Merpati ist als Fluggesellschaft nicht zu empfehlen, einen Tag nachdem wir wieder zu Hause waren, ist ein Merpati-Flugzeug abgestürzt). Bromo, eigentlich der spektakulärste Vulkan Indonesiens, berühmt für seine Sonnenaufgänge, im Regen bei gefühlten Minusgraden morgens um drei. Mittags war es dann aber ganz schön.
Egal, wir hatten trotzdem eine Menge Spaß.
Ansonsten war ich ganz ordentlich beschäftigt. Die letzten Wochen bin ich beinahe in Stress gekommen, so viele Stunden hatte ich. Ich habe drei Klassen unterrichtet, je zwei bis drei Unterrichtsstunden pro Woche und zusätzlich die Lehrer in Englisch und Deutsch. Ich muss gestehen, Englisch zu unterrichten ist einfacher. Vor allem habe ich eine ganz verrückte Kollegin, die mit dem größten Eifer Grammatik lernt.
Letzte Woche wollte ich eigentlich mit Leonie nach Banten, wo sie in einem Englischcamp in einem muslimischen Internat unterrichtet hat. Blöderweise waren an den Tagen bei uns gerade Pre-Production-Meetings, die Abschlussprüfung für MMQ23. Wie der Name schon sagt, ist das die Konferenz, bevor die Bestellung in Produktion geht. Der Merchandiser stellt das Kleidungsstück vor unter Nennung sämtlicher Garne und Reißverschlüsse und Knöpfe usw., der Buyer QC kritisiert daran herum, der Factory QC versucht, sich zu rechtfertigen und eine Lösung zu finden, der Production Manager erklärt den Zeitplan, die erwarteten Outputs pro Tag usw. Das Ganze geht 45 Minuten, danach wird das ganze Rollenspiel von den vier anwesenden Trainern verrissen. Da fehlt ein Brustabnäher auf dem Bild, euer Worksheet ist nicht lesbar, das Carelabel ist einen Millimeter zu weit links und überhaupt, euer Produktionsplan stimmt ja gar nicht. Dienstags fährt doch gar kein Schiff. Ich sollte dabei eigentlich das Englisch bewerten, allerdings war spätestens bei der dritten Gruppe miene Konzentration dermaßen verpufft, dass ich Mühe hatte, die Augen aufzuhalten, während die Anderen sich die Fachtermini um die Ohren schlugen. Natürlich kann man die Klasse jetzt nicht mehr unterrichten, das ist, als hätte man uns nach dem mündlichen Abi noch in die Schule gezwungen.
Außerdem war ich vor allem letzte Woche noch fleißig mit meiner Dancing Class beschäftigt, um sie auf ihren Auftritt bei der Graduation nächsten Freitag vorzubreiten. Ich habe eine sehr motivierte Truppe von sechs SchülerInnen, die das Fehlen der ursprünglich ca. 40 Leute, die sich angemeldet hatten, wettmachen.
Und dann steht ja auch noch der andere Höhepunkt an: Ramadhan, der bulan puasa (Fastenmonat), der vermutlich morgen beginnt. Da ist man sich nicht ganz einig, Al-Qur'an (ich kann nicht mehr Koran sagen, das heißt auf Indonesisch Zeitung, warum auch immer) sagt, wenn man den Mond am Horizont auftauchen sieht, ist am nächsten Tag der Erste des Monats. Wenn nicht, muss man halt noch einen Tag warten. Weil das je nach Wetterlage etwas ungenau ist, und man gerne planen würde, sind manche Muslime dazu übergegangen, den Monatsanfang zu berechnen und auf technischem Wege zu ermitteln. Die Konservativen lehnen das aber ab. Deswegen warten wir jetzt, was die Regierung beschließt. Vielleicht fasten wir ab morgen, vielleicht aber auch erst übermorgen.
Ich freue mich total aufs Fasten, nicht, weil ich unbedingt nichts essen und trinken will, sondern weil es ein wichtiges Familienereignis ist. Ramadan ist die einzige Zeit im Jahr, in der unsere ganze Familie zusammen isst. Allerdings finde ich es wirklich schade, dass ich an Idul Fitri nicht mehr da bin. Obwohl ich auf die zwölf Stunden Stau nach Sukabumi zur Familie (normal zwei Stunden) eigentlich ganz gut verzichten kann.
Ein ausführlicher Ramadan-Lagebericht kommt im Laufe der Woche.
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