Freitag, 21. Dezember 2012

Frohe Weihnachten!


oder so. Was war das nochmal? Ich weiß nicht, ob ich mich jemals so unweihnachtlich gefühlt habe wie jetzt. Andererseits sage ich glaube ich jedes Jahr, dass ich noch gar nicht so in Weihnachtsstimmung bin. Aber hier ist das irgendwie nochmal anders, es ist total seltsam, auf en Adventskalender zu schauen und zu sehen, dass es schon in ein paar Tagen so weit ist.  Das liegt natürlich auch am Klima. Die einzigen Wintergefühle bekommt man hier in der Mall, im Bus und manchmal im Lehrerzimmer. An die Klimaanlagen kann ich mich einfach nicht gewöhnen. Aber erstaunlicherweise vermisse ich das alles gar nicht so sehr. Ich freue mich vor allem, weil wir vom 23. Bis zum 31. Dezember nach Bali fliegen. Weihnachten am Strand, das hat doch was.
Es ist ja nicht so, als sei die Vorweihnachtszeit komplett unbemerkt an mir vorübergegangen. Erstens hatte ich natürlich meinen tollen Adventskalender, danke nochmal J Einen Adventskranz habe ich mir auch gebaut, aus Muscheln und Blumen. Sobald meine Kamera aufhört zu spinnen mache ich auch noch ein Foto. Meine Adventsfeiern fallen allerdings doch eher kurz und unspektakulär aus (alleine in meinem Zimmer).
Außerdem habe ich schon sehr viel liebe Weihnachtspost bekommen, danke liebe Eltern, Mimi, Karin, Tobi und Traute. Ich habe mich sehr gefreut und auch schon fleißig mein Zimmer dekoriert. Die Süßigkeiten sind schon zur Hälfte weg...
Und dann gibt es natürlich auch einige Weihnachtsfeiern. Auf den Weihnachtsmarkt von Die Brücke in Jakarta konnte ich leider nicht mit, weil ich an dem Wochenende in Puncak war.                          
Dafür hat mich Pipit am zweiten Advent mitgenommen zur Weihnachtsfeier der Deutschen Internationalen Schule, wo sie arbeitet. Das war vielleicht komisch. Plötzlich haben alle um mich herum deutsch gesprochen und alles war voller Bules... Erst war ein Konzert von allen Schülern und danach war gemütliches Beisammensein. Ehrlich gesagt fand ich unsere Adventskonzerte immer besser, aber vielleicht habe ich da auch eine etwas verklärte Erinnerung. Die Grundschüler waren ja schon süß (es gab sogar eine Blockflötengruppe, ähem.). Aber das Beste war einfach das danach. Es gab Essen und Trinken und Aktionen für die Kinder, Basteln usw. Gegessen und getrunken habe ich nichts, weil gemeinerweise die Waffeln schon ausverkauft waren. Aber man konnte auch Backen. Da musste ich natürlich hin, schließlich hatte meine Gastfamilie keinen Ofen, sodass ich keine Plätzchen backen konnte. Also saß ich da mit lauter Grundschulkindern und habe Ausstecherle gebacken. Am liebsten hätte ich das den ganzen Tag gemacht, also bin ich einfach zum Helfen gemeldet, als ich fertig war. Den Rest des Nachmittags habe ich den Kindern geholfen, ihren Teig auszurollen. Ich hatte extrem viel Spaß, die Kinder waren auch wirklich süß.

Die nächste Weihnachtsfeier war am dritten Advent, organisiert vom Bina Antarbudaya-Chapter Bogor. Eingeladen waren wir Deutschen (Mathias aus dem Büro ist auch aus Jakarta gekommen) und die indonesischen Bina Antarbudaya-Freiwilligen, fast alle waren mit Bina Antarbudaya in den USA in der Highschool. wir haben uns zum Mittagessen in einem Restaurant getroffen, Spiele gespielt und gewichtelt. Das Problem war nur, dass manche von den Indonesiern mich kannten, ich sie aber nicht. Nicht so angenehm, wenn du dich gerade vorstellen willst und dann kommt "Hey, you cut your hair!" ... Danach waren wir noch zusammen mit ein paar von den Indonesiern Ökokaffee aus Aceh trinken und anschließend waren Laura, Mathias, Ruben und ich noch zusammen was essen. Es ist immer schön, die anderen Deutschen mal wieder zu treffen. Ich sehe die ja nicht so oft, weil ich in meinem Projekt alleine arbeite, die anderen sind je zu zweit. Also gibt es immer sehr viel Gesprächsstoff.

Interessant war Weihnachten in IGTC. Für die Weihnachtsfeier am Freitag sollten wir alle etwas zu essen mitbringen. Ich wollte ja sowieso noch Plätzchen machen und habe es dann erst ohne Ofen in der Pfanne versucht. Ohne Rezept, die haben eher furchtbar geschmeckt. Zu meiner großen Frede hat meine Gastmutter dann aber doch noch irgendwo einen Ofen hergezaubert (zum auf den Gasherd stellen, sehr interessant). Inklusive Rezeptbuch. Also haben wir am Donnerstagabend tatsächlich noch eine Backaktion starten können. Ich habe richtiges Gingerbread gebacken und Mamah typisch indonesische Plätzchen (mit Ananasmarmelade drin und Käse obendrauf). Indonesier mögen anscheinend keine Gewürzkekse. Bleibt mehr für mich :D
Dann war auch weihnachtlicher Dresscode angesagt: Rot und Grün. Die Meisten hatten einfach nur ein rotes oder grünes Oberteil an, aber es sieht trotzdem cool aus, wenn alle die gleichen Farben tragen. Besonders witzig sehen auch die Mädels aus, die über ihrem Kopftuch eine Weihnachtsmütze tragen. Helen, Vera und ich haben es ein bisschen uebertrieben und uns behängt wie die Christbaeume. Vera ist der Weihnachtsengel, ich bin der Baum und Helen ist der Weihnachtself. Fotos folgen.
Die Weihnachtsfeier selbst war sehr schön. Erst war alles ein bisschen komisch, weil eigentlich ein paar Schüler etwas organisiert hatten, dann aber Bu Pratiwi meinte, es gebe irgendwie eine große Weihnachtsfeier in der Aula. Die war dann aber glaube ich doch nicht und Pratiwi war vermutlich leicht sauer. Na ja egal. Die Feier war sehr besinnlich mit viel Gesang, und bei Silent Night mit Kerzen wurde es richtig schön weihnachtlich. Das hat dann leider der extra aus Jakarta gekommene Prediger wieder  etwas zerstört, indem er mindestens eine halbe Stunde von Weihnachten zurück zur Sintflut über Ostern bis zur Apokalypse die komplette Bibel abgedeckt hat. Richtig tiefgehend war das nicht, aber er war sehr mitgerissen und für die anderen anscheinend auch mitreißend. Aber alles in allem war es ein schöner Abend.

Jetzt freue ich mich vor allem auf Bali, das wird sicher toll.
Ich wünsche euch allen ein frohes Weihnachtsfest!

Montag, 10. Dezember 2012

Oma und Opa

Oma und Opa sind der Onkel und die Tante von Bu Pratiwi, unserer Head of Education. Sie hatten Helen, Vera und mich in ihr Wochenendhaus in Puncak, also in den Bergen um Bogor, eingeladen. Leider ging der Trip schon mal ganz schlecht los. Ich musste am Freitag nach Jakarta für das Visum. Allerdings konnten wir unsere Pässe erst um drei abholen, und um drei musste ich schon wieder zurück sein. Also bin ich unverrichteter Dinge mit dem Bus zurückgefahren und musste Britta das alleine erledigen lassen.
Dann schon das nächste Problem:Um vier wollte Bu Pratiwi mich an der Bushaltestelle abholen, aber dann rief sie mich an und meinte, Vera sei im Krankenhaus. Kurz vor der Abfahrt war Vera im Gästehaus kollabiert. Sie wurde ohne lange Wartezeit untersucht. Man hat nichts gefunden, wir vermuten, es war der Stress. Jetzt geht es ihr wieder gut, Gott sei Dank.
Auf jeden Fall konnten Vera und Helen nicht mitkommen, aber Bu Pratiwi und ich sind trotzdem gefahren, weil Oma und Opa (so nennt Bu Pratiwi sie) schon alles vorbereiten hatten.

Die Beiden sind zwei wunderbare Menschen. Sie sprechen perfekt Englisch, außerdem Holländisch, Mandarin und ein bisschen Deutsch. Eigentlich sind sie typische Großeltern. Immer fürsorglich, und ständig muss man essen. Leider hatte ich ihnen gesagt, dass ich alles esse. Alles heißt in dem Fall Fleisch mit Fleisch mit Fisch. Das war dann doch ein ziemlicher Schock für jemanden, der seit über einem halben Jahr Vegetarier ist. An einem Wochenende habe ich genug Fleisch für das Jahr 2013 gegessen. Aber lecker war es schon.
Am Samstag waren wir zusammen im Taman Bunga, Blumenpark. Da gibt es verschieden angelegte Gärten. Zusammen mit der Umgebung war das wunderschön, ich liebe die Berge von Puncak mit ihren Teeplantagen.

Montag, 3. Dezember 2012

Die Kulturschockkurve

Auf dem Vorbereitungsseminar haben wir so ein wunderbares Modell kennen gelernt: die Kulturschockkurve. Man kommt in ein fremdes Land und ist erstmal extrem euphorisch, weil alles so anders ist. Das ist der Hochpunkt der Kurve. Dann geht es abwärts, so ungefähr im zweiten Monat, der Kulturschock schlägt über dir zusammen. Aber nach einer Zeit, meist so im dritten Monat, pendelt es sich auf einem angenehmen Niveau ein. Man kann an zu Hause denken, ohne einen Weinkrampf zu bekommen, sieht die schlechten und die guten Seiten am neuen Leben.

Dieses Modell trifft so exakt auf mich zu, es ist fast schon gruselig. Der letzte Monat war schlimm, ich habe so ziemlich alles an Deutschland vermisst. Aber am Donnerstag hatte ich eine Art Schlüsselerlebnis. Eigentlich ist überhaupt nichts besonderes passiert, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dieser Tag ist perfekt.

Erst letzte Woche habe ich mich ja ziemlich über meine Arbeit beschwert. Den Post hatte ich schon länger geschrieben, aber noch nicht veröffentlicht. Witzigerweise hat sich am selben Tag noch einiges gebessert. Ich habe jetzt die besten Arbeitszeiten, die man haben kann. Ab sofort arbeite ich Montags, Mittwochs und Freitags normal, aber Dienstags und Donnerstags, wenn ich Additionals habe, muss ich erst um ein Uhr nachmittags kommen. Das ist perfekt, dann kann ich morgens joggen gehen, Mamah in der Küche helfen und andere wichtige Dinge erledigen und habe trotzdem abends bzw. nachmittags mehr Energie und Motivation für meinen Unterricht. Es macht ja auch Sinn, dass ich die Zeit, in der ich sowieso im Büro nichts zu tun habe, lieber zu Hause verbringe.
Wenn ich noch nicht von einem ganzen Tag geschlaucht bin, habe ich auch mehr Verständnis für meine Schüler: Wenn ich sowieso schon müde bin und dann in noch müdere Gesichter blicken muss, gibt das eine Art Abwärtsspirale der Motivation. Aber wenn ich motiviert bin, kann ich auch einen Großteil der Schüler motivieren. Und ich kann mich über die kleinen Fortschritte freuen, zum Beispiel wenn eine eher passive Schülerin sich plötzlich am Unterricht beteiligt oder wenn jemand, der eigentlich nicht gut ist in Englisch und fast nichts versteht, die Uhrzeiten perfekt beherrscht.

Mein Indonesisch wird so langsam auch besser. Smalltalk klappt schon ganz gut, aber die Reden bei der Graduation (schon wieder!) verstehe ich noch nicht. Aber ich habe es geschafft, mir mein Guthaben für das mobile Internet selbst zu besorgen. Allerdings musste ich dafür zweimal in der Mittagshitze zum Laden laufen, als ich eh schon spät dran war für die Arbeit...

Und dann natürlich, als ich heimgekommen bin und sowieso schon der Meinung war, einen perfekten Tag erlebt zu haben, lag ein Paket auf meinem Bett! Die Weihnachtsverpflegung! Mit wunderschönen Springerle und leckeren Zimtsternen (Mamah war begeistert von euren Backkünsten). Die Springerle sind perfekt zum Verschenken, aber ein paar will ich natürlich behalten. Das Marzipan habe ich wahrscheinlich auch für mich allein, ich glaube das mag hier niemand. Vielleicht Helen und Vera, alleine kann ich das nämlich nicht essen. Wenn man eine Packung aufmacht und dann nicht sofort alles aufisst, sind nach zwei Minuten die Ameisen dran.

Weihnachten ist hier so eine Sache. Inzwischen ist die Mall schon weihnachtlich dekoriert (der übliche Kitsch, wie bei uns auch) und dort wird man auch mit der normalen furchtbaren Weihnachtsmusik bedudelt. Am skurrilsten sind die weihnachtlich dekorierten Kopftuchstände. Aber sobald man rauskommt in die Hitze, ist sämtliche Weihnachtsstimmung verflogen. Irgendwie vermisse ich es aber im Moment gar nicht. Vor ein paar Wochen war ich noch ganz wild auf jedes Bisschen Weihnachten, aber je näher es rückt, desto weniger weihnachtlich fühle ich mich. Ich kann sogar ohne den Schnee leben. Natürlich nichts gegen meinen wunderbaren Adventskalender von meiner wunderbaren Familie. Es ist auch hier jeden Tag aufregend, die Säckchen aufzumachen.
Den Weihnachtsmarkt von Die Brücke am Samstag in Jakarta habe ich leider verpasst, aber nächste woche nimmt mich Pipit mit zur Weihnachtsfeier in der deutschen Schule. Vielleicht wird mir dann etwas weihnachtlicher zu Mute.

Euch allen zu Hause wünsche ich eine wunderschöne Adventszeit. Genießt den Schnee!

Dienstag, 27. November 2012

Factory Visit Print & Embroidery


Letzte Woche war endlich mal wieder ein Factory Visit mit MMQ 23 und 24. Wir haben eine Firma besucht, die Kleidung bedruckt und bestickt. Das sah mehr so aus wie ein Hinterhof, als wir da rein sind, aber die beliefern die ganzen großen Firmen, S.Oliver, Jack Wolfskin, Roxy. Als wir da waren, wurde gerade ein T-Shirt für Roxy bedruckt und witzigerweise die T-Shirts für die Angestellten im "Euroshop"(da gibt es alles für einen Euro, da haben wir in unserer Schulzeit immer Kekse für die Mitagspause gekauft :) ).
Interessant ist, dass das Printing alles Handarbeit ist. Erst wird für jede  Farbe ein eigener Rahmen hergestellt und dann werden nacheinander alle Farben aufgetragen. Ein riesiger Aufwand, vor allem, wenn ein T-Shirt viele Farben und ein kompliziertes Muster hat. Aber wahrscheinlich ist es trotzdem nicht der Print, der die Klamotten so teuer macht. Schutzmasken oder sowas trägt übrigens niemand, obwohl manche von diesen Chemikalien sicher hochgiftig sind.
Die Embroidery war nicht ganz so interessant. das wird alles an Stickmaschinen gemacht. Die Arbeiter legen die Stoffe in die Maschine und wechseln hin und wieder den Faden, wenn einer reißt.
Der Tag war aber auch sehr anstrengend, in der Fabrik war es sehr heiß und auf dem Rückweg mussten wir durch Jakarta. Sprich Stau. Man muss dazu sagen, dass die Busse irgendwie sogar für meine Beinlänge schon zu eng sind...

Pulau Seribu

Letzte Woche war islamisches Neujahr und wir hatten von Donnerstag bis Sonntag frei. Weil Pipit und Hafiz begeisterte Taucher sind, haben sie Nuni und mich mit nach Pulau Seribu (Tausend Inseln) genommen, das ist eine Inselgruppe vor Jakarta. Rahma wollte eigentlich auch mit, aber sie ist am Sonntag für einen vierwöchigen Deutschkurs am Goetheinstitut nach München geflogen.
Am Freitag ging es morgens früh los (war es vier oder fünf Uhr?) zum Hafen nach Jakarta. Der ist ziemlich furchtbar, ich weiß nicht, ob der überhaupt noch aus Wasser besteht, riechen tut es jedenfalls nicht so...
Von dort aus haben wir das Schiff nach Pulau Pramuka genommen. Ich hatte mir das Schiff eigentlich schlimmer vorgestellt von dem, was ich bisher gehört habe. Es war eben voll und wir saßen/lagen/kauerten drei Stunden lang auf dem oberen Stockwerk. Das erste, was wir getan haben, war, uns Schwimmwesten zu sichern, es gibt nämlich nie genügend für alle Passagiere.
In Pramuka sind wir zuerst zu unserem Cottage, das ein Freund von Hafiz für uns reserviert hatte. Das Meer ist da wunderschön blau und türkis, leider gibt es auch hier, wie üblich, ein großes Müllproblem. Das Meer ist voller Plastik, vor allem auf den Inseln, auf die viele Touristen kommen.
Nachmittags sind wir mit dem Boot von Hafiz' Freund zum Schnorcheln rausgefahren. Ich bin ja davor noch nie geschnorchelt, also war das alles ziemlich aufregend für mich. Aber Hafiz meinte, ich bin vertraut genug mit dem Wasser, und so haben wir nicht erst vom Ufer aus geübt sondern sind direkt zum Korallenriff. Das war schon beeindruckend! Wir haben blaue Seesterne gesehen, einen Kugelfisch und mehrere Rochen. Und natürlich hunderte von kleinen bunten Fischen. Gut, dass Hafiz eine Unterwasserkamera hat, die Fotos sind der Hammer.
Nach dem Schnorcheln waren wir noch auf einer kleineren Insel, wo wir so noch ein bisschen herumgeschwommen sind und schnorcheln ohne Schwimmweste geübt haben. Die behindert einen nämlich echt.
Kurz vor Sonnenuntergang waren wir dann zurück. Sehr süß war übrigens der kleine Junge, der mit uns auf dem Boot war, Farhan. Er hat mich auf dem Rückweg ausgefragt, was gibt es denn in Deutschland? Also da gibt es Menschen,... Wie viele Indonesier kennt er von Deutschland nur die Fußballspieler. Also hat Pipit ihm erzählt, dass in Deutschland jeder jeden kennt, dass Michael Ballack mein Nachbar ist und Lukas Podolski mein Bruder. Oder so.
Am zweiten Tag sind wir zuerst nach Pulau Tidung gefahren, eine andere Touristeninsel. Die war mir ein bisschen zu rummelig mit so Attraktionen wie Banana Boat. Die Teile sind hässlich, laut und umweltschädlich. Und ich hatte ständig Angst, dass uns eins überfährt, als wir rausgeschwommen sind zum Schnorcheln.
Nachmitags sind wir dann wieder vom Boot aus geschnorchelt, diesmal ohne Schwimmweste. Da fühlt man sich gleich viel freier. Ich konnte dann auch ein paar Meter tauchen.






Am Sonntag sind wir früh morgens zurückgefahren, was auch gut war, es hat nämlich den ganzen Tag geregnet. Um zwölf waren wir schon wieder in Bogor. Damit ich nicht den ganzen Tag im Haus war, bin ich dann noch spontan zum Friseur und habe mir die Haare kurz schneiden lassen. Es hat sogar ohne Übersetzer ganz gut geklappt, ich bin stolz auf mich :)

Mal was zu meiner Arbeit


 Ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll. Einerseits fühle ich mich  hier sehr wohl, die Schüler und die Lehrer sind alle total nett. Andererseits sehe ich hier auch vieles, was nicht so optimal läuft. Ich bin hier hergekommen mit dem Ziel, alle meine Energie in meine Arbeit zu stecken. Allerdings fühle ich mich hier leicht machtlos. Inzwischen bin ich im regulären Stundenplan eingetragen, das heißt, ich bin jetzt ein offizieller Englisch-Trainer. Ab sofort sind wir voll belegt, diese Woche haben drei neue Klassen angefangen, MMQ 25, PPD 5 und PMF 17. Das heißt, alle Trainer sind jetzt im Stress und voll beschäftigt. Für mich bedeutet das tägliche additional classes.

Ich genieße die Additionals, weil ich da endlich mal etwas tun kann, aber eigentlich hätte ich lieber in meiner regulären Arbeitszeit mehr zu tun. Der Vorteil der Additionals ist, dass ich komplett frei entscheiden kann, was ich machen möchte. Meistens mache ich Spiele, in denen die Schüler zum Einen mutiger werden sollen zu sprechen, zum Anderen Grammatikstrukturen sich besser einprägen. Der Nachteil ist, dass die Klassen immer mindestens bis um sechs gehen. Das heißt, ich bin erst gegen acht Uhr zu Hause. Da kann ich mit meiner Gastfamilie auch nichts mehr machen, ich esse nur noch und gehe ins Bett. Deshalb bleibe ich jetzt ein bis zweimal in der Woche über Nacht im Gästehaus. Das erspart mir die Reise und ist auch gut, weil ich dann mehr Kontakt zu den Schülern habe. Ich kann mit ihnen in der Kantine essen und zum Beispiel noch zum nächsten Supermarkt laufen. Andererseits brauche ich auch den Abstand von meiner Arbeit. Mal sehen, wie sich das entwickelt.

Außerdem ist auch der Englischunterricht selbst ein bisschen ein Problem für mich. Die Schüler können teilweise gar kein Wort Englisch, was es für mich natürlich schwer macht, irgendetwas zu tun. Mein Indonesisch ist eben noch schlechter. Selbst bei den MMQ-Klassen fehlen zum Teil sämtliche Grundlagen. Ich weiß nicht, wie ich da etwas ändern kann. Es wird kein so großer Wert auf Grammatik gelegt, was ja Sinn macht, Hauptsache, sie können sich verständigen. Aber wenn jemand überhaupt keine Verben oder Artikel benutzt, versteht man auch nichts mehr. Außerdem lernen sie dann mehr Phrasen auswendig, eigenständige Sätze können sie nicht bilden. Leider können auch die Englisch-Trainer hier nicht so gut Englisch, sie sind auch keine ausgebildeten Lehrer. Der Haupt-Englischlehrer hier hat nicht mal Englisch studiert. Das ist dann halt problematisch, wenn jemand Grammatik erklären soll, selbst aber ständig Fehler macht. Ich will nicht sagen, dass meine Grammatik perfekt ist, sicher nicht, aber wenn ich Grammatik erkläre, achte ich zumindest auf korrekte Beispielsätze. Noch ein Problem ist, dass wir in jeder Stunde vorgegebene Themen haben. Der Lehrplan ist festgelegt und so von den Sponsoren akzeptiert. Das wäre ja sinnvoll, wenn es erstens ein festes Lernziel gäbe. Leider weiß ich einfach nicht, wo ich mit meinen Schülern hinwill, was sie können sollten, was sie in ihrem Beruf auch tatsächlich brauchen. Zweitens ist der Stundenplan ziemlich chaotisch. Es gibt mit mir vier verschiedene Englisch-Trainer, jeder unterrichtet ein anderes Thema. Das heißt, wenn für Simple Past zwei Stunden vorgesehen sind, dann hat man eine Stunde Simple Past, dann drei andere Themen, und eine Woche später die zweite Stunde. Kontinuität ist da schwierig. Auch die Einteilung, wie viele Stunden für welches Thema, macht mal mehr, mal weniger Sinn.  
Neulich hatten wir auch eine Art Konferenz der Englisch-Trainer und mir ist aufgefallen, dass die anderen auch eher ratlos sind. Das Problem ist, dass die Sponsoren bzw. die zukünftigen Arbeitgeber ziemlich hohe Ansprüche stellen und sich anscheinend oft über das Englisch der IGTC-Absolventen beschweren. Die Ansprüche sind gestiegen, aber die Schulzeit von zwei auf ein Jahr verkürzt. Das heißt extrem viel Stoff in extrem wenig Zeit, das zehrt dann auch an den Kräften der Schüler.

Letzte Woche hatte ich ein Treffen mit meinen Chefs. Sie meinten, was ihnen an mir gefällt, ist, dass ich sehr strukturiert und gewissenhaft bin, aber sie erwarten von mir mehr Kreativität. Ich soll meine eigenen Ideen einbringen. Es ist ja nicht so, als hätte ich keine Ideen. Es ist nur, oft habe ich eine tolle Idee und weiß dann nicht, wo ich anfangen soll oder wie ich sie umsetzen kann, wenn einfach keine Zeit für zusätzliche Aktionen ist. Sorry, das ist alles schwer zu erklären. Beispielsweise würde ich gerne eine Art Debattierclub gründen, das würde sicher helfen, die Schüler zum Englischlernen zu motivieren. Oder  eine Öko-AG. Schließlich soll IGTC nicht nur das praktische Wissen vermitteln, sondern die Schüler auch zu verantwortlichen Mitgliedern der Gesellschaft erziehen.
Das ist nur eine meiner Ideen, von denen ich nicht weiß, wie ich sie umsetzen soll. So etwas würde höchstens samstags gehen, aber da habe ich ja schon mit meiner Dancing Class genug Probleme. Alle zwei Wochen komme ich hier morgens um acht Uhr her und gebe Tanzstunden. Allerdings muss ich erst mal eine halbe Stunde durch die Dorms laufen und mir ein paar Schüler zusammensuchen, jede Woche werden es weniger. Von den 30, die sich angemeldet hatten, waren letztes Mal noch acht übrig. Allerdings habe ich auch ein paar Schülerinnen, die jedes Mal kommen und begeistert bei der Sache sind. Spaß macht es auf jeden Fall.

Hmm, ich glaube nicht, dass ich das alles jetzt verständlich geschildert habe. Auf jeden Fall: Es ist alles nicht so einfach.
Ich habe hier enorme Stimmungsschwankungen, manchmal bin ich hochmotiviert etwas zu tun, manchmal habe ich super Ideen, dann bin ich wieder total demotiviert, weil nichts klappt. Manchmal komme ich strahlend aus dem Unterricht, weil mir das Unterrichten total Spaß macht, dann bin ich wieder verzweifelt, weil ich mich frage, wozu ich eigentlich hier bin. 


Helen und Vera

Ich habe Helen und Vera noch gar nicht erwähnt, oder? Das sind zwei Deutsche, die in Berlin Bekleidungstechnik studieren und hier ihr Praxissemester machen. Sie haben hier ganz verschiedene Aufgaben, sie überarbeiten Schnitte, verbessern das Lehrmaterial, helfen in der Factory und geben ebenfalls Englischkurse, auch für die Trainer.
Die Beiden leben nicht in Gastfamilien sondern hier auf dem Gelände im Gästehaus. Für mich ist es ganz gut, dass die Beiden hier sind. Wir können uns über unsere Eindrücke austauschen und meistens verbringe ich die Mittagspausen bei ihnen in der Küche, wo wir stundenlang reden könnten. Sie haben ähnliche Probleme wie ich und manchmal klagen wir uns gegenseitig unser Leid. Was natürlich nicht heißen soll, dass wir hier total unglücklich sind. Aber es tut gut, jemanden zu haben, der aus der gleichen Kultur stammt, ähnlich denkt und gleichzeitig nicht dein Vorgesetzter ist (unser Direktor ist ja Österreicher). Wenn ich in IGTC übernachte, schlafe ich bei den Beiden im Gästehaus. 

Der zweite Monat


Unglaublich, wie die Zeit vergeht... Wie ihr ja unschwer aus den vorherigen Posts erkennen könnt, fühle ich mich hier wirklich wohl, vor allem in meiner Familie. In meiner Arbeit ist es so lala.
Ich sollte wirklich öfter schreiben, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich bin gerade in der Heimwehphase, ich vermisse Deutschland und euch alle ganz furchtbar. Vor allem, weil jetzt bald die Weihnachtszeit anfängt und man hier davon nicht wirklich was spürt. In der einen Mall ist inzwischen schon weihnachtlich dekoriert und dank Air Conditioning herrschen da auch fast schon winterliche Temperaturen. Aber irgendwie ist das unwirklich. Die Regenzeit hat sich inzwischen auch weiterentwickelt. es regnet jetzt schon täglich ab zwei Uhr nachmittags.
Andererseits liebe ich es hier auch, vor allem, wenn ich mit meiner Gastfamilie zusammen bin. Meine Schwestern sind immer für mich da, wenn es mir schlecht geht.
Meine Sprachkenntnisse entwickeln sich eher langsam, immerhin verstehe ich jetzt das Meiste, aber mit dem Sprechen hapert es noch.
Zu Bogor führe ich eine Art Hassliebe. Der Verkehr macht mich immer noch ziemlich fertig, wenn ich spät abends einfach nur nach Hause will und zwei Stunden brauche. Andererseits kenne ich mich hier jetzt schon relativ gut aus und es ist nicht die furchtbare Großstadt, die ich erwartet hatte. Es fühlt sich eher wie eine kleinere Stadt an, auch wenn Bogor ca. achtmal mehr Einwohner hat als Ulm. Und es ist wirklich toll, wenn es morgens klar ist und ich aus dem Bus die Berge um Bogor sehen kann. Das Licht ist dann fantastisch ;)

Montag, 29. Oktober 2012

Ein Wochenende voller Abenteuer


Idul Adha
Idul Adha (bzw. Eid al-Adha) ist einer der zwei großen muslimischen Feiertage. Der andere ist Idul Fitri, das Fest nach Ramadhan. Eigentlich ist Idul Adha der wichtigere Feiertag, aber wie bei uns Weihnachten  meist größer gefeiert wird als Ostern, ist Idul Fitri hier größer.
Idul Adha, das Opferfest, erinnert daran, dass der Prophet Ibrahim (Abraham bei uns) von Gott den Befehl erhielt, seinen Erstgeborenen zu opfern. Das war jedoch nur ein Test seiner Ergebenheit, und als Ibrahim bereitwillig seinen Sohn töten wollte, fand er statt seines toten Sohnes ein geschlachtetes Schaf. Deshalb opfert an Idul Adha jede Familie, die es sich leisten kann, ein Tier. Das Fleisch geht zu einem Teil an die Familie, zu einem Teil an die Verwandten, und zu einem Teil an die Armen. In Deutschland ist es bei Muslimen anscheinend üblich, das Fleisch in Dosen zu kaufen und in ärmere Länder zu schicken, weil es nicht genügend Menschen in Deutschland gibt, die sich sonst kein Fleisch leisten könnten.
Am Donnerstag wurde in Vorbereitung auf den Feiertag gefastet, mein erstes muslimisches Fasten. Also sind wir morgens/nachts um drei aufgestanden, um zu frühstücken. Bis ca. halb fünf hat man Zeit zu essen und zu trinken. Abgesehen davon, dass ich um drei Uhr morgens absolut keinen Hunger hatte, war es schön, weil die ganze Familie zusammen gegessen hat. Danach bin ich nochmal ins Bett, weil ich an dem Tag nach Jakarta musste, um mein Visum zu verlängern. Es ist erstaunlicherweise gar kein Problem, einen Tag lang nichts zu essen. Die anderen Freiwilligen haben immer versucht, Rücksicht zu nehmen und sich entschuldigt, dass sie vor mir Mittag gegessen haben, aber irgendwie war es gar nicht so schlimm. Schlimmer war es, nichts trinken zu dürfen. Spätestens ab vier Uhr habe ich alle zehn Minuten auf die Uhr geschaut. Wann ist es endlich sechs, wann darf ich endlich trinken? Aber ich habe es tatsächlich geschafft und war dann ziemlich stolz auf mich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es durchhalte, schon gar nicht in Jakarta (meine Gastfamilie hätte es glaube ich auch nicht gedacht). Das nächste Abenteuer war der Pendlerzug nach Hause, zur Rush Hour. Neunzig Minuten lang ist man nicht in der Lage sich auch nur umzudrehen...
Am Freitag war dann der eigentliche Feiertag. Morgens um fünf habe ich mich zusammen mit Pipit, Hafiz, Nuni und Meidy auf den Weg nach Sukabumi gemacht. Der Rest der Familie war schon am Donnerstag gefahren. Eigentlich wollten wir zum Gebet schon bei der Familie sein, das haben wir dann aber nicht ganz geschafft. Stattdessen mussten wir auf dem Weg anhalten. Um halb sieben hat der Gottesdienst angefangen, auf einer Art Fußballfeld vor der Moschee (drinnen wäre für so viele Leute auch gar kein Platz gewesen).
Zur Feier des Tages habe ich übrigens eine Kopftuch getragen, und ich habe nur Komplimente dafür bekommen. Ausnahmsweise war ich keine Barbie, sondern eine Türkin, das andere Schönheitsideal.
Nachdem wir in Sukabumi angekommen waren, ging es zum Schlachthaus. Meine Familie hat einen riesigen Ochsen schlachten lassen. Vielleicht war der Anblick für mich leichter zu ertragen, weil ich Vegetarierin bin. Meidy hat letztes Jahr nach Idul Adha mehrere Monate lang kein Fleisch essen können.
unsere Kuh. vorher...

... und nachher.

Dann war das große Familientreffen, alle haben sich im Haus der Großmutter versammelt. Dagegen sind unsere Familienzusammenkünfte gar nichts. Mein Gastvater hat neun Geschwister und meine Schwestern konnten mir nicht von jeder Tante oder Cousine den Namen sagen.
Es war auf jeden Fall schwierig zu überblicken, wer wer ist oder wer zu wem gehört.

Ujung Genteng
Am Samstagmorgen sind Pipit, Hafiz, Nuni, Meidy und ich weiter zum Strand gefahren. Ujung Genteng ist ein wunderschöner Strand, aber erstmal mussten wir ca. vier Stunden fahren. Es ging durch die Berge, die Straße ist nichts für empfindliche Mägen. Rauf, runter, rehcts, links, und Hafiz ist meist nicht gerade langsam gefahren. Aber die Aussicht war es wert. Mal ging es durch Plantagen (Tee, Kokos, aber auch Palmöl), manchmal durch wunderschöne Wälder.
Um die Mittagszeit waren wir am Meer. Das Cottage, in dem wir übernachtet haben, war perfekt. Direkt am Meer und in traditioneller Bauweise, also mit Fußboden und Wänden aus Bambus geflochten. Als Ferienhaus war es  super, mit zwei Schlafzimmern, Bad (traditionell, sprich Stehklo und Schöpfkellendusche) und Kochgelegenheit. Allerdings muss man hier eigentlich nicht kochen, schließlich kann man immer leckeres Essen beim Kaki Lima kaufen. Und der Fußboden war bequemer als das Bett.



In Ujung Genteng kann man nicht wirklich schwimmen, weil die Wellen viel zu hoch sind und die Strömung ziemlich gefährlich ist. Aber die eigentliche Attraktion ist die Schildkrötenstation. Meeresschildkröten kommen zum Eierlegen nach Ujung Genteng. Damit die Eier nicht gestohlen werden, graben die Leute von der Schildkrötenstation sie aus und lassen sie an einem geschützten Ort schlüpfen. Am Samstag haben sie 120 kleine Babyschildkröten ins Meer freigelassen. Sehr süß, wie sie alle auf das Meer zuwatscheln.
inzwischen sind die Schildkröten leider eine ziemliche Attraktion
Eigentlich wollten wir warten, ob nachts eine Schildkröte zum Eierlegen kommt, aber es kam keine, und so sind wir zurück in unser Cottage.
Am Sonntagmorgen konnten wir doch noch baden, aber eben nur am Rand, und man musste ziemlich aufpassen, dass man nicht zu weit raus getrieben wurde.
Auf dem Rückweg waren wir noch bei einem Wasserfall, dann haben wir uns auf den langen Heimweg gemacht. Nur hat es diesmal keine vier Stunden gedauert, sondern sieben, wir standen eine Ewigkeit im Stau. Es war ein kleiner Schock, nach so viel Natur plötzlich wieder in der überfüllten Stadt zu sein. Aber es hat auf jeden Fall gut getan, mal für ein Wochenende weniger Autos, weniger Werbung und weniger Menschen zu sehen.