Freitag, 19. Juli 2013

Graduation MMQ23, Entrepreneur 2 und SOP 13

Letzte Woche war endlich mal wieder eine Graduation. Diesmal war auch für mich etwas besonderes, weil MMQ23 und Ent-2 "meine" Klassen waren, die ersten, die ich hier unterrichtet habe und deren Entwicklung ich das ganze Jahr über verfolgt habe. Die Feier war wie immer perfekt geplant und alle haben am Programm mitgewirkt, meine Dancing Class hatte auch einen Auftritt mit einem Zusammenschnitt aus Tango, Cha-Cha-Cha und Jive. Gleichzeitig war es auch die emotionalste Graduation. So viele weinende Schüler auf einmal habe ich noch nie gesehen. Auch ich hatte kurzzeitig nach einem Tag ohne Trinken Angst, wegen zu großen Flüssigkeitsverlusts zu dehydrieren.
Hier einige Bilder:
Selbst der Hintergrund wurde von Schülern gestaltet
MMQ 23


Meine "Verabschiedung"

Alle Kleider sind selbst designt und genäht

ein traditioneller Tanz

Herr Freier, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat, bekam ein riesiges Porträt aus Naturfarben

Fashionshow MMQ 23

Meine Dancing Class

Entrepreneur 2 Abschiedsschmerz-Gruppenumarmung

Manis, die Designerin meines Blazers

Alle Trainer mit den Klamotten von Ent-2

Tja, und heute ist mein letzter Arbeitstag. Am Dienstag haben wir noch einen Besuch auf der deutschen Botschaft. am Mitwoch End-of-Stay-Camp in Jakarta undFarewell-Dinner im Office und dann heißt es auch schon Selamat Tinggal Indonesia!

Ramadan - Bulan Puasa

Jetzt faste ich schon seit über einer Woche und es wird tatsächlich immer einfacher. Hier ein normaler Tagesablauf:

04.00 Uhr spätestens: aufstehen und frühstücken, nachdem Mamah schon seit ca. drei gekocht hat. Viel trinken nicht vergessen. Um 04:35 müssen wir fertig sein, da darf man nicht mehr essen.
Dann noch eine halbe Stunde schlafen.
05:00 Uhr: aufstehen, duschen, ab zur Arbeit
12:00 Uhr: hmm, so langsam hätte ich mal Hunger oder zumindest Durst
16:00 Uhr: Feierabend, hoffentlich ist der Stau nicht so schlimm, dass ich rechtzeitig heimkomme
17:30 Uhr: alles ist schon auf dem Teppich vorbereitet. So richtig hungrig oder durstig bin ich zwar noch nicht, aber jetzt könnte es doch mal so langsam Zeit sein
17:54 Uhr: Der Muezzin ruft aus dem Fernseher. Fastenbrechen mit Kolak (Kürbis und Banane in süßer Kokosmilch), Kokoswasser mit Früchten und Gorengan (Frittierzeugs)
Danach: "Also wenn du jetzt essen willst, dann iss schonmal!"
19:00 Uhr: auf in die Moschee zum Shalat Tarawih. Das ist ein Gebet, das ca. viermal so lang ist wie ein normales
21:00 Uhr: eigentlich meine Bettzeit, aber erst essen wir. Also "richtiges" Essen mit Reis. Und natürlich muss ich meine Flüssigkeitsreserven auffüllen
21:30 Uhr: mit einem vollen Bauch ab ins Bett.

Insgesamt ist nicht das Essen oder Trinken das Problem, sondern vor allem der Schlafentzug.

Donnerstag, 11. Juli 2013

Religionsfreiheit. Oder so.

Eigentlich hatte ich vor, heute einen Bericht über den typischen Tagesablauf im Ramadan zu schreiben. Wird auch noch nachgeliefert, versprochen. Aber gestern hatte ich ein Gespräch, das mich sehr beschäftigt hat.
Indonesien ist seit noch nicht allzu langer Zeit ein demokratischer Staat und die Vielzahl an Religionen setzt ein hohes Maß an gegenseitiger Toleranz voraus. Im Alltag hatte ich immer das Gefühl, dass das Zusammenleben auch ziemlich gut funktioniert. In IGTC gibt es ja auch viele Christen und Hindus, auch wenn ich die genauen Zahlen nicht weiß. Auf jeden Fall habe ich nie mitbekommen, dass irgendjemand wegen seiner Religion angefeindet wurde.
Allerdings ist nicht alles so toll. Am 30. Mai 2013 bekam Präsident Susilo Bambang Yudhoyono von der amerikanischen interreligiösen Stiftung Appeal of Conscience Foundation den World Statesman Award verliehen. Viele Bürger sind der Meinung, den habe er nicht verdient, weil er nichts tue, um die verfassungsmäßig vorgeschriebene Religionsfreiheit zu sichern. Extremisten verüben Morde an Schiiten und Mitgliedern der Ahmadiyya-Gemeinschaft, und auch die Christen haben es nicht immer leicht. Interessanterweise habe ich erstmals auf einer Seite der Bundeszentrale für politische Bildung gelesen, wie die Kirche GKI Yasmin von den Autoritäten geschlossen wurde. Dann fiel mir auf: Yasmin? Die Kirche ist bei mir im Wohngebiet! Gestern kam ich zufällig mit einem Kollegen darauf zu sprechen, der Mitglied ebendieser Kirche ist. Schon seit Jahren kämpft die Gemeinde darum, ihre Gottesdienste halten zu dürfen, sie haben auch schon vor sämtlichen Instanzen der Justiz Recht bekommen, aber ausgeführt werden die Urteile nicht. Sie haben sich auch an den Präsidenten gewandt, ohne Erfolg. Pak Gunanto sagt: "Wir haben sogar eure Angela schon darüber informiert." Na, Merkel hatte keine Zeit, sich damit auseinanderzusetzen bei ihrem Besuch hier, sie war zu beschäftigt, dem Präsidenten Panzer zu verkaufen.
Ich möchte mich nicht den Leuten anschließen, welche die Christenverfolgung in einigen Ländern der Welt zum Vorwand nehmen, den Islam an sich schlechtzureden. Ich kritisiere nicht die Religion oder die Muslime generell, ich kritisiere die Regierung, die es nicht schafft, Menschenrechte zu garantieren.
Die Menschen, die ich hier kennengelernt habe, würden diese Diskriminierung ihrer Landsleute nicht unterstützen.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Der Mond, der verrückte

So, heute ist nun der erste Fastentag, nachdem die letzten Tage der Mond einige Verwirrung gestiftet hat. Weil das Fasten erst beginnt, nachdem der neue Mond erstmals am Horizont gesichtet wurde, ist das ja nicht ganz sicher. Ursprünglich hieß es am Montag, am Montag hieß es Dienstag und am Montagabend hat dann die Regierung Mittwoch beschlossen, weil der Mond noch ein Grad unter (?) dem Horizont war. Das hat nicht nur die Indonesier irritiert, in Frankreich mussten viele Muslime ihr Fasten noch einmal abbrechen, weil sie versehentlich zu früh angefangen hatten und dann der Conseil français du culte musulman plötzlich beschlossen hat, ätsch, wir fangen doch erst morgen an:
http://www.lemonde.fr/societe/article/2013/07/09/le-ramadan-commencera-en-france-mercredi-et-non-pas-mardi_3444849_3224.html

Montag, 8. Juli 2013

Noch drei Wochen

Tut mir leid, ich muss es sagen. Hach, wie die Zeit vergeht! Ich habe schon lange nicht mehr richtig geschrieben, weil ich einfach keine Zeit hatte. Und jetzt geht es tatsächlich in weniger als drei Wochen wieder nach Deutschland. Komisch.

Hier die Kurzzusammenfassung, was so in den letzten Wochen (Monaten?) passiert ist:
Nicht viel.
Na ja, eigentlich schon eine ganze Menge, aber das Meiste war eben Alltag. Anfang Juni waren Britta, Laura, Mathias und ich in Malang (Ostjava), wo wir die anderen Freiwilligen besucht haben. Es war schön, alle mal wieder zu sehen, das letzte Mal haben wir uns in Singapur getroffen. Die Highlights der Reise: 15 Stunden Zugfahrt hin, ein um 4 Stunden verspäteter Flug zurück (Merpati ist als Fluggesellschaft nicht zu empfehlen, einen Tag nachdem wir wieder zu Hause waren, ist ein Merpati-Flugzeug abgestürzt). Bromo, eigentlich der spektakulärste Vulkan Indonesiens, berühmt für seine Sonnenaufgänge, im Regen bei gefühlten Minusgraden morgens um drei. Mittags war es dann aber ganz schön.
Egal, wir hatten trotzdem eine Menge Spaß.
Ansonsten war ich ganz ordentlich beschäftigt. Die letzten Wochen bin ich beinahe in Stress gekommen, so viele Stunden hatte ich. Ich habe drei Klassen unterrichtet, je zwei bis drei Unterrichtsstunden pro Woche und zusätzlich die Lehrer in Englisch und Deutsch. Ich muss gestehen, Englisch zu unterrichten ist einfacher. Vor allem habe ich eine ganz verrückte Kollegin, die mit dem größten Eifer Grammatik lernt.
Letzte Woche wollte ich eigentlich mit Leonie nach Banten, wo sie in einem Englischcamp in einem muslimischen Internat unterrichtet hat. Blöderweise waren an den Tagen bei uns gerade Pre-Production-Meetings, die Abschlussprüfung für MMQ23. Wie der Name schon sagt, ist das die Konferenz, bevor die Bestellung in Produktion geht. Der Merchandiser stellt das Kleidungsstück vor unter Nennung sämtlicher Garne und Reißverschlüsse und Knöpfe usw., der Buyer QC kritisiert daran herum, der Factory QC versucht, sich zu rechtfertigen und eine Lösung zu finden, der Production Manager erklärt den Zeitplan, die erwarteten Outputs pro Tag usw. Das Ganze geht 45 Minuten, danach wird das ganze Rollenspiel von den vier anwesenden Trainern verrissen. Da fehlt ein Brustabnäher auf dem Bild, euer Worksheet ist nicht lesbar, das Carelabel ist einen Millimeter zu weit links und überhaupt, euer Produktionsplan stimmt ja gar nicht. Dienstags fährt doch gar kein Schiff. Ich sollte dabei eigentlich das Englisch bewerten, allerdings war spätestens bei der dritten Gruppe miene Konzentration dermaßen verpufft, dass ich Mühe hatte, die Augen aufzuhalten, während die Anderen sich die Fachtermini um die Ohren schlugen. Natürlich kann man die Klasse jetzt nicht mehr unterrichten, das ist, als hätte man uns nach dem mündlichen Abi noch in die Schule gezwungen.
Außerdem war ich vor allem letzte Woche noch fleißig mit meiner Dancing Class beschäftigt, um sie auf ihren Auftritt bei der Graduation nächsten Freitag vorzubreiten. Ich habe eine sehr motivierte Truppe von sechs SchülerInnen, die das Fehlen der ursprünglich ca. 40 Leute, die sich angemeldet hatten, wettmachen.

Und dann steht ja auch noch der andere Höhepunkt an: Ramadhan, der bulan puasa (Fastenmonat), der vermutlich morgen beginnt. Da ist man sich nicht ganz einig, Al-Qur'an (ich kann nicht mehr Koran sagen, das heißt auf Indonesisch Zeitung, warum auch immer) sagt, wenn man den Mond am Horizont auftauchen sieht, ist am nächsten Tag der Erste des Monats. Wenn nicht, muss man halt noch einen Tag warten. Weil das je nach Wetterlage etwas ungenau ist, und man gerne planen würde, sind manche Muslime dazu übergegangen, den Monatsanfang zu berechnen und auf technischem Wege zu ermitteln. Die Konservativen lehnen das aber ab. Deswegen warten wir jetzt, was die Regierung beschließt. Vielleicht fasten wir ab morgen, vielleicht aber auch erst übermorgen.
Ich freue mich total aufs Fasten, nicht, weil ich unbedingt nichts essen und trinken will, sondern weil es ein wichtiges Familienereignis ist. Ramadan ist die einzige Zeit im Jahr, in der unsere ganze Familie zusammen isst. Allerdings finde ich es wirklich schade, dass ich an Idul Fitri nicht mehr da bin. Obwohl ich auf die zwölf Stunden Stau nach Sukabumi zur Familie (normal zwei Stunden) eigentlich ganz gut verzichten kann.
Ein ausführlicher Ramadan-Lagebericht kommt im Laufe der Woche.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Wie lange höre ich eigentlich den Brotmann schon nicht mehr? Beziehungsweise die Brotmänner. Das ist typisch indonesisch, dass die Straßenhändler nicht nur an einer Stelle stehen, sondern auch durch die Wohngebiete laufen. Damit man sie im Haus auch hört, müssen sie allerdings Lärm machen. Da hat man beispielsweise abends "Bakso Malang, Bakso Malang!" (Bakso sind Fleischbällchen) oder verschiedene Klingeln, ein typisches Geräusch für jedes Essen. Morgens ab halb sechs fahren die Brotverkäufer (kein richtiges Brot) auch ihren Motorrädern vorbei: "Roti, roti!"; "Sari roti, roti sari roti!" und noch mindestens drei andere, jeder mit einer nervigen Melodie.
Aber seltsamerweise höre ich selbst die nicht mehr. Ich schlafe einfach durch. Den Muezzin habe ich ja schon nach zwei Wochen nicht mehr morgens um halb fünf rufen gehört. Ich konnte ja schon immer bei jedem Lärm einschlafen, aber morgens war ich immer empfindlich. Jetzt scheine ich abgehärtet zu sein. Ausgerechnet jetzt, da es in sechs Wochen wieder zurückgeht in die Straße, in welcher der einzige Lärm von Rasenmähern stammt.

Montag, 20. Mai 2013

Prüfung...Aaaah!!

In einer halben Stunde beginnt der Semestertest für MMQ25 und ich bin wieder Supervisor bei der Präsentationsprüfung. Im Prinzip ist das ja ganz interessant und macht auch Spaß. Leider habe ich gestern erfahren, dass ich zusammen mit meinem Englischkollegen eingeteilt bin. Das heißt, wir haben keinen MMQ Trainer in unserer Gruppe. Also mussten wir uns schnell noch die Fachkenntnisse aneignen, normal sind wir nur für die Sprachkenntnisse zuständig. Jetzt versuche ich, so zu tun als hätte ich Ahnung von Themen wie Washing, Woven Fabrics, Knitted Fabrics, Sewing Accessories usw. Hoffentlich machen die Schüler keine Fehler, ich habe Angst, dass ich das nicht merke. Und hoffentlich kommt Flat Knit dran, das ist wenigstens interessant. Ich will nicht, dass mir schon wieder jemand sämtliche Sorten von Reißverschlüssen herbeten muss. Das sind nämlich ganz schön viele...