Montag, 20. Mai 2013

Prüfung...Aaaah!!

In einer halben Stunde beginnt der Semestertest für MMQ25 und ich bin wieder Supervisor bei der Präsentationsprüfung. Im Prinzip ist das ja ganz interessant und macht auch Spaß. Leider habe ich gestern erfahren, dass ich zusammen mit meinem Englischkollegen eingeteilt bin. Das heißt, wir haben keinen MMQ Trainer in unserer Gruppe. Also mussten wir uns schnell noch die Fachkenntnisse aneignen, normal sind wir nur für die Sprachkenntnisse zuständig. Jetzt versuche ich, so zu tun als hätte ich Ahnung von Themen wie Washing, Woven Fabrics, Knitted Fabrics, Sewing Accessories usw. Hoffentlich machen die Schüler keine Fehler, ich habe Angst, dass ich das nicht merke. Und hoffentlich kommt Flat Knit dran, das ist wenigstens interessant. Ich will nicht, dass mir schon wieder jemand sämtliche Sorten von Reißverschlüssen herbeten muss. Das sind nämlich ganz schön viele...

Freitag, 17. Mai 2013

Klassencharaktere


Mal wieder Neuigkeiten aus dem Lehreralltag: Ich hab doch mal die Evaluation mit MMQ23 gemacht, wo rauskam, dass ich unfreundlich bin und mein Unterricht langweilig ist. Die selben Fragen hab ich gestern MMQ25 gestellt. Hier eine Auswahl der Kommentare:

"I am very interested with your teaching way, not too serious but not too bored. If we got tired, you always gave motivations. Thank you Rosa. :-) Happy."
"Please never forget us. Rosa, you can motivate me. Because you are very smart (for me). Thank you Rosa for your knowledge give us."
"If you teaching, I like your style during teach your trainee. I will miss you if you come back to your country. Don't forget us!!!"
"I hope I can be like you. Full of spirit and vegetarian. (Smart and friendly also)"
"Ms.Rosa teach us very well, nice, but sometime you became scary when you've got angry"
"Please, always stay with us"

Hach, ich liebe diese Klasse <3 Natürlich kamen auch Kommentare, dass ich zu schnell rede und dass es manchmal langweilig ist. Langeweile lässt sich nicht vermeiden und schnell reden ist leider mein großes Problem. Aber es ist glaube ich besser als am Anfang. Allerdings würde ich mich gerne mal angry erleben. Ich glaube, ich kann ganz schön einschüchternd wirken.

Jetzt ist es schwer zu sagen, woran dieser riesige Unterschied liegt. Bestimmt habe ich auch eine Menge dazugelernt. Zum Beispiel nehme ich es nicht mehr persönlich, wenn die Schüler schlafen, weil es die letzte Stunde ist. Aber es liegt auch an der Klasse. MMQ25 ist irgendwie motivierter und sympathischer. Da sind so ein paar extrem enthusiastische Leute drin, die auch meine Motivation leichter aufrechterhalten.
Wahnsinn, wie unterschiedlich ganze Klassen sein können.

Endspurt


Jetzt befinde ich mich in den letzten drei Monaten, also quasi auf der Zielgeraden. Wenn die so schnell vorbeigehen wie die ersten drei, bin ich ruckzuck wieder zuhause. Das ist ein ganz komisches Gefühl, so ständig das Ende vor Augen zu haben. Einerseits freue ich mich auf zuhause, weil dann gleich wieder etwas Neues anfängt mit Wohnungssuche und  Studium und so weiter. Und dann bekomme ich plötzlich wieder Panik, weil ich noch so viele Dinge nicht gemacht, gekocht oder probiert habe.

Die Zeit ist jetzt auch schon sehr vollgestopft. Letzten Donnerstag war ja Himmelfahrt mit Brückentag, war ich mit meinen Schwestern nach Kalimantan, wieder einmal zum Schnorcheln. Im Juni wollen wir mit der Familie zum Bromo (Vulkan in Ostjava). Das könnte ich theoretisch gleich mit einem Besuch bei den anderen Freiwilligen in Malang verbinden, die wollen wir im Juni nämlich auch noch besuchen. Alle Reisen müssen blöderweise vor Juli ein, weil im Juli der Fastenmonat Ramadhan anfängt. Das ist auch eine Zeit, auf die ich mich schon freue, das wird sicher eine sehr interessante Erfahrung. Ich hoffe nur, dass sich da meine Arbeitszeiten ändern, sonst bin ich nicht um sechs zum Fastenbrechen zu Hause. Idul Fitri erlebe ich hier ja leider nicht mehr mit, das ist am 8./9. August. Ich fliege ja schon am 25. Juli heim. Das ist schade, dann sehe ich Niki gar nicht mehr.

Jetzt habe ich schon wieder zu viel von Urlaub geredet. Man könnte meinen, ich sei ständig im Urlaub. Das stimmt so nicht ganz, bei der Arbeit gibt es nur nicht immer so viel zu erzählen.
Im IGTC herrscht jetzt auch gerade eine große Aufbruchsstimmung: Mitte Juli sind zwei Klassen fertig, Entrepreneur 2 und MMQ 23, quasi ‚meine’ beiden Klassen, die habe ich das ganze Jahr begleitet, MMQ 23 war lange Zeit meine einzige Englischklasse. ENT 3 haben schon ihr Final Project begonnen, jeder Schüler muss einem Trainer einen Blazer und einen Rock bzw. eine Hose und ein Jackett nähen. Als Stoffe sind traditionelle indonesische Stoffe vorgegeben, mein Blazer hat ein ziemlich extravagantes Violett. Jetzt haben wir ständig Fittings im Lehrerzimmer, dauernd wird irgendjemand vermessen oder muss etwas anprobieren.
MMQ 23 hingegen bereitet sich auf die Jobsuche/-vermittlung vor, die jetzt beginnt. Fleißig werden Lebensläufe geschrieben und Bewerbungsgespräche geübt. Ich weiß ja nicht, wie das alles abläuft, aber da wir ja 100% Erfolgsquote bei der Arbeitsplatzsuche haben, vermute ich, dass das Meiste über Beziehungen der Trainer zu ihren alten Arbeitgebern läuft. Auf jeden Fall sind alle sehr aufgeregt.
MMQ 25, PPD 5 und PMF 17 hingegen haben jetzt Halbzeit, nächste Woche ist Semestertest. Das wird wieder ein Spaß, ich mag Prüfer sein irgendwie (höhö, das klingt fies J ). Nein, wirklich, weil ich ja nur für die Benotung des Englischs zuständig bin, lerne ich in den Präsentationen inhaltlich ziemlich viel.
Meine sonstige Arbeit ist ziemlich alltäglich, ich bereite Stunden vor und halte Stunden und wenn ich nichts zu tun habe, finde ich auch eine Beschäftigung. Ich weiß nicht, ob ich es schon geschrieben habe, aber seit der zweiten Halbzeit habe ich auch endlich mehr Klassen, und ehrlich gesagt macht es mehr Spaß, MMQ 25 zu unterrichten als MMQ23. In einer Woche hatte ich mal einen Rekord von sechs Slots (90 min), Additionals nicht mitgerechnet. Das war fast schon stressig, zumal zwei Slots davon Motivationsvorträge über meine Fechtkarriere waren, einer davon auf Indonesisch. Jetzt ist es wieder weniger, weil MMQ 23 nicht so viel General English hat und weil jetzt immer auch eine der Praktikantinnen unterrichtet.
Das Unterrichten läuft ganz gut, ich hab fast schon Routine. Inzwischen macht meine Arbeit richtig Spaß. Manchmal denke ich, es wäre schon schön, Lehrer zu werden, aber mein ganzes Leben will ich das nicht machen und in Deutschland erst recht nicht.
Meine Tanzklasse ist auch fleißig, ich habe jetzt eine kleine, aber motivierte Gruppe von ca. 10 Leuten, die immer kommen und sogar fragen, wenn ich mal nicht da bin. Auch da bereiten wir uns auf die Graduation im Juli vor, auf Auftritte sind die ja ganz wild. Ich darf jetzt eine Choreographie zusammenstellen, das wird gar nicht so einfach. Vermutlich ein Zusammenschnitt aus Tango, Walzer, Rumba, Disco Fox und Cha-Cha-Cha. Jeweils die Grundschritte. Im Irish Dancing haben manche meiner Mädels sich zwar auch nicht ganz unbegabt gezeigt, aber das ist für einen Auftritt mitten im Ramadhan zu viel Gehüpfe.

Neulich war auch wieder Factory Visit, was mich wieder einmal in meiner Abneigung zum Klamottenkauf bestärkt hat. Die Arbeitsbedingungen sind hier zwar nicht so schlimm wie in Bangladesch beispielsweise, aber manche Dinge schockieren dann doch. Die Fabrik mit den leeren Erste-Hilfe-Kästen, die immer nur nachgefüllt werden, wenn der Kunde einen Besuch abstattet, die Wäscherei ohne Abwasseraufbereitung, deren Abwässer teils interessante Farben haben, die Arbeiter, welche die Jeans mit Farbe und Chemikalien besprühen und dabei nur einen Mundschutz aus Baumwolle tragen. Dieser Sprühprozess findet draußen an der frischen Luft statt, auch hier natürlich geht das Abwasser einfach ins Gras. Und weil das alles ja so ungesund ist, bekommen die Arbeiter zusätzlich zum Trinkwasserspender großzügigerweise auch noch Milch, weil Milch ja so gesund ist.

Insgesamt kann man sagen, dass ich mich jetzt sehr wohl fühle im IGTC und auch über kleine Unorganisiertheiten oder Planungsprobleme kann ich hinwegsehen. Es läuft nicht alles perfekt hier, aber ist es ein gutes Projekt. Wie Mr. Hans es neulich ausgedrückt hat: „Man muss hier einfach auf der Welle reiten und das Chaos ertragen.“

Donnerstag, 2. Mai 2013

Familienzusammenführung oder: Ich als Touristenführer


Lange herbeigesehnt und dann doch schnell vorbei: Gerade waren für drei Wochen meine Eltern zu Besuch bei mir in Indonesien.
Erstmal gingen der Ankunft viele Wochen der Planung voraus, mit unzähligen E-Mails über alles mögliche, von Zeitplanung über Kleidung und Gastgeschenke bis zum Verhalten am Flughafen in Jakarta (Arrival Card nicht vergessen, Taxifahrer ablehnen etc.). Auch in meiner Gastfamilie war die Aufregung groß. Was essen sie? (Alles, nur nicht zu scharf), Wo schlafen sie? (In Pipits Zimmer, Mamah sagt auf keinen Fall im Hotel, natürlich ist das keine zu große Belastung), Wie kommen sie nach Bogor? (Hafiz nimmt sich frei um sie abzuholen)
Ich persönlich hatte ein wenig Bedenken. Wie würde es werden, sich plötzlich nach sieben Monaten wiederzusehen? Würde ich Heimweh bekommen? Würde es komisch sein, plötzlich zwei Familien zu haben? Würden sich meine beiden Familien verstehen? Aber dann stellten sich alle diese Bedenken als völlig unbegründet heraus. Irgendwie war es ganz normal, dass meine Eltern plötzlich in Indonesien waren.
Die erste Woche wollten wir zusammen in Bogor verbringen, weil meine Gasteltern und Pipit leider erst später von ihrer Reise nach Mekka zurückkamen. Am Dienstag nach Ostern kamen die Beiden also nachmittags in Jakarta an. Für den Mittwoch hatten Meidy und ich uns freigenommen, es stand die Bogor-Tour auf dem Plan, mit der Einführung „Wie fahre ich Angkot bzw. Bus? Was ist ein Kaki Lima? Wo kaufe ich in Bogor billige Kleidung? Was tragen indonesische Hausfrauen? usw.“ und dem Vormittag im Botanischen Garten (so ziemlich die einzige Attraktion Bogors, aber dafür macht er schon was her).
Meidy, Mama und ich im botanischen Garten
Blutender Baum im botanischen Garten

Donnerstag und Freitag musste ich arbeiten, also haben die Eltern ihre Abenteuer ohne mich mit Meidy und Hafiz erlebt, u. a. die Wanderung zum Krater von Mount Salak im strömenden Regen (Wasser bis zur Hüfte) und der Besuch der großen Moschee in Jakarta. Und natürlich wollten sie auch meine Arbeitsstelle besuchen und mich beim Unterrichten sehen.


Patschnass am Krater des Salak
Ein seltener Anblick: kein Smog in Jakarta; Blick von Monas (Monumen Nasional)
Auf diese Trommel (in der großen Moschee in JKT) hat schon Angela Merkel geschlagen!
Am Sonntag kamen dann endlich Mamah, Bapak und Pipit nach Hause und es stellte sich heraus, dass alle Sorgen unbegründet waren. Irgendwie stimmte die Chemie und wir waren uns alle einig: Es fühlt sich an als kennen wir uns alle schon ewig.
Im sundanesischen Restaurant; von vorne links im Uhrzeigersinn: Bapak, Papa, Ka Hafiz, Mamah, Ka Meidy, ich, Ka Pipit, Mama, Ka Nuni, Yuli
Vater versucht sich am Gongschmieden
Die folgende Woche hatte ich frei, und bis Mittwoch waren wir mit der Familie unterwegs. Besucht haben wir u.a. noch einen botanischen Garten in den Puncak- Bergen (20°C, ich habe gefroren, Mama und Papa fanden es warm), eine Gongfabrik, einen Kratersee und Teeplantagen bei Bandung, und den Markt in Bogor, inklusive Kochkurs mit Mamah.
Gongfabrik

Kawah Putih, ein Kratersee bei Bandung, mit Nuni und Bapak

Teeplantagen bei Bandung

Markt mit Mamah
Danach sind wir zu dritt mit dem Zug nach Yogyakarta (Zentraljava) gefahren, um das Pflicht-Touristenprogramm abzuarbeiten: Die Tempel Borobudur und Prambanan, Wahrzeichen Indonesiens, und Batik-Shoppen in einer der Batik-Hauptstädte Indonesiens. Mir kam wieder die Aufgabe zu, mit den Straßenhändlern und Becak-Fahrern (Fahrradrikschas) zu verhandeln, was mir Riesenspaß gemacht hat. Wenn man sich mal ans Feilschen gewöhnt hat, macht das fast süchtig.
Handgemalte Batik
Becak
Borobudur
Prambanan

Gamelan-Orchester im Sultanspalast in Yogya

Wir drei im Sultanspalast

Nach den drei Tagen Yogya musste ich wieder zurück zur Arbeit, Mama und Papa sind nach Bali weitergeflogen. Indonesienurlaub ohne Bali geht dann doch nicht. Das letzte Wochenende haben sie dann nochmal bei uns in Bogor verbracht, bevor sie Sonntagnacht von Jakarta aus zurückgeflogen sind.

Natürlich haben wir in der Zeit auch sehr viel verschiedenes Essen ausprobiert, alle meine Lieblingsspeisen: Bubur Ayam (Reisporridge mit Huhn, für mich ohne), Soto Ayam (auch ohne Ayam), Rendang, Gorengan, Martabak, Tempe in allen Variationen, und natürlich alle Obstsorten. Ich verspreche, nochmal eine Fotostrecke über Essen zu machen. Wir haben beim Kaki Lima gegessen, in typisch Sundanesischen Restaurants und auf Strohmatten auf der Straße. Das war auch für mich neu: Weil Yogyakarta eine Studentenstadt ist, gibt es dort viel Nasi Kucing, „Katzenreis“. Das ist eine Reisportion mit einem winzigen Löffel voll Beilage, für umgerechnet 20 Cent, weil Studenten ja sparen müssen. Bules sieht man an solchen Plätzen keine, normale Touristen würden sich vermutlich nicht trauen, auf der Straße zu essen. Da verpassen sie ganz schön viel.
Nasi Kucing

Manchmal war es witzig mit der Verständigung. Weil Mamah ja kein Englisch kann, musste ich immer die Unterhaltungen zwischen Mama und Mamah übersetzen. Das konnte auch mal ziemlich lange dauern. Sonstige Unterhaltungen liefen in einem Gemisch aus Englisch, Deutsch und Indonesisch ab, sodass man nie ganz den Durchblick hatte, wer gerade dem Gespräch folgen konnte und wer nicht. Das führte besonders bei Planungen oft für Verwirrungen bei Mama und Papa, weil ich vergessen hatte, den aktuellen Stand zu übersetzen. Und dann kam natürlich Verwirrung bei den Namen auf: „Mama! Nein, ich meine die andere!“. Bei Papa und Bapak ging das ein bisschen besser.

Insgesamt waren meine Eltern der Meinung, es habe sich weniger wie eine Urlaubsreise angefühlt und mehr wie ein großes Familientreffen. Meiner indonesischen Familie und mir ging es da nicht anders. Irgendwie war es ganz normal, dass sie allen da waren. Und jetzt hoffen wir natürlich, dass das nächste Familientreffen in Deutschland stattfindet. Jetzt, wo meine deutschen Eltern mein indonesisches Leben kennen gelernt haben, müssen meine indonesischen Eltern auch mein deutsches Leben kennenlernen. Hoffentlich nicht erst, wenn ich heirate.
Mamah hatte ein bisschen Angst, dass ich zu traurig bin, wenn meine Eltern wieder abfahren und dass ich dann auch direkt nach Hause will. Aber ich glaube, die anderen waren teilweise trauriger als ich. Schließlich weiß ich, dass wir uns schon in drei Monaten wiedersehen werden. Ich genieße jetzt die letzten Monate noch hier mit meiner indonesischen Familie.