Mittwoch, 9. Januar 2013

Weihnachten in Bali - Kulturschock Nr.2


 Unglaublich, Bali ist wie eine komplett andere Welt. Es fühlt sich einfach nicht mehr an wie Indonesien, zumindest nicht das, welches ich kennen und lieben gelernt habe. Erstens ist Bali natürlich überwiegend hinduistisch. Überall stehen Statuen von irgendwelchen Göttern (?). Denen wird täglich geopfert, sodass man ständig aufpassen muss, dass man nicht auf ihr Essen tritt, kleine Schalen aus Kokosblättern mit Blumen und Reis. Manchmal auch Cracker, Bonbons oder Instant-Hühnchencurry.  Die Architektur ist auch ganz anders als in Java, mit vielen Schnörkeln usw. Der Hinduismus macht es und allerdings etwas schwer, Essen zu finden: In Java kann man sich drauf verlassen, dass das Essen eigentlich überall Halal ist (kein Schwein, kein Alkohol). Hier isst man eben auch viel Schwein, nicht so einfach für drei Muslime und einen Vegetarier. Schon am ersten Tag habe ich den guten alten Kaki Lima vermisst.
Aber das war nicht der eigentliche Schock. Der eigentliche Schock war, plötzlich überall fast nur noch Bules zu sehen. Die ersten Tage haben wir nämlich in Kuta verbracht. Das ist so ziemlich der berühmteste Strand in Bali. Man sieht also überall Menschen im Bikini, halbnackte Klischeesurfer und dicke alte Männer mit Sonnenbrand herumlaufen, Bier trinken und Fleisch essen. Kuta ist mir eindeutig zu rummelig. Das ist eine einzige Touristenzone mit Bars, Restaurants und Läden. Abends ist jeden Tag Party. Nervig, wenn man lieber früh ins Bett und früh aufstehen will. Überhaupt habe ich mich da ziemlich fremd gefühlt. Es ist einfach etwas anderes, wenn man mit Indonesiern unterwegs ist. Man fühlt sich irgendwie anders als die anderen Bules und will dann natürlich auch allen beweisen, dass man kein normaler Tourist ist. Also habe ich versucht, so viel Indonesisch wie möglich zu sprechen und habe mich nicht wie die anderen Bules im Bikini an den Strand gelegt (weil ich gar keinen habe), sondern mich zusammen mit den Indonesiern in den Schatten gesetzt.
Die Tempel, die wir besichtigt haben, lohnen sich aber trotzdem, auch wenn sie genauso von Touristen überlaufen sind. Besonders hat mir Uluwatu gefallen, ein Tempel auf den Klippen, dessen eigentliches Highlight aber die Affen sind, die da wohnen.
Tanah Lot
... und so voll ist es da eigentlich
kluge Balinesische Affen können auch aus der Flasche trinken
Weihnachten selbst war eher wenig zu spüren. An Heiligabend war ich nachts um zehn im Gottesdienst in der Katholischen Kirche (auf Indonesisch, der Englische war zu früh), weil wir keine andere gefunden haben. Die war allerdings so voll, dass ich gar nicht mehr reingekommen bin. Bestimmt hundert Leute saßen also dicht gedrängt unter einem riesigen Dach vor der Kirche auf Plastikstühlen, während der Gottesdienst auf eine Leinwand nach draußen übertragen wurde. Es war trotzdem ein bisschen feierlich.
Gili Trawangan, eine Insel vor Lombok, ist besser als Kuta. Da sieht man zwar genauso viele Bules, aber auch normale Indonesier. Man findet auch leichter normales Essen zu halbwegs normalen Preisen (ein Euro für ein Mittagessen J ). In Gili waren wir schnorcheln und, was mich extrem gefreut hat, tauchen. Ich habe nämlich von Pipit und Hafiz einen Discovery Dive zu Weihnachten bekommen, mit Nuni zusammen. Es hat total Spaß gemacht, vielleicht mache ich irgendwann einen Tauchschein.







Zu Silvester waren wir wieder in Bogor, haben aber nicht so wahnsinnig viel gemacht. Erstmal gab es ein Wiedersehen mit Rahma, die nach fast zwei Monaten wieder aus Deutschland und der Schweiz zurück ist. Leider hat das unter anderem zur Folge, dass wir jetzt einen Kühlschrank voller Lindtschokolade haben J.
Abends waren wir bei einer Freundin von Mamah zum Essen eingeladen. Dabei hat sich Hafiz als begeisterter Karaokesänger erwiesen, aber wir Mädels waren immer noch zu kaputt von der Reise und haben uns schlafen gelegt. Das Feuerwerk haben wir bei uns im Wohngebiet angeschaut. Ist ähnlich wie bei uns, nur dass die Feuerwerkskörper vermutlich nicht geprüft werden. Ich war auf jeden Fall froh, dass meine Familie keine gekauft hat.

Und zum Schluss mal wieder was zum Thema „Meine Arbeit nervt“: Obwohl zunächst alle davon ausgegangen waren, dass IGTC über Weihnachten und Neujahr eine Woche Ferien hat, kam im November vom Management: Ätsch, ihr habt nur je zwei Tage für Heiligabend und Weihnachten und für Neujahr und Silvester. Ok, kein Problem, habe ich mir eben für die drei Tage dazwischen Urlaub genommen, natürlich vorbildlich einen Monat vorher. Dann ruft mich doch tatsächlich Miss Susi am 26. an, wo ich denn sei und ob mich jemand abholen muss.
Und noch was zu der wahnsinnig guten Organisation hier: Mein Englischkollege ist der verplanteste Mensch der Welt. Immer am Anfang des Monats ist es ein ziemliches Drama, bis wir zusammen mit Helen und Vera endlich unseren Stundenplan für die Additionals arrangiert haben. Eine Woche später steht dann plötzlich eine andere Klasse vor Vera, Helen oder mir und behauptet, wir müssten sie jetzt unterrichten. Also werfen wir mal schnell zwei Klassen zusammen, die womöglich gar nicht zusammenpassen und improvisieren eine Unterrichtsstunde, weil unser Plan mit der Gruppe nichtmehr funktioniert. Und das selbe jede Woche neu.

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