Dienstag, 27. November 2012

Factory Visit Print & Embroidery


Letzte Woche war endlich mal wieder ein Factory Visit mit MMQ 23 und 24. Wir haben eine Firma besucht, die Kleidung bedruckt und bestickt. Das sah mehr so aus wie ein Hinterhof, als wir da rein sind, aber die beliefern die ganzen großen Firmen, S.Oliver, Jack Wolfskin, Roxy. Als wir da waren, wurde gerade ein T-Shirt für Roxy bedruckt und witzigerweise die T-Shirts für die Angestellten im "Euroshop"(da gibt es alles für einen Euro, da haben wir in unserer Schulzeit immer Kekse für die Mitagspause gekauft :) ).
Interessant ist, dass das Printing alles Handarbeit ist. Erst wird für jede  Farbe ein eigener Rahmen hergestellt und dann werden nacheinander alle Farben aufgetragen. Ein riesiger Aufwand, vor allem, wenn ein T-Shirt viele Farben und ein kompliziertes Muster hat. Aber wahrscheinlich ist es trotzdem nicht der Print, der die Klamotten so teuer macht. Schutzmasken oder sowas trägt übrigens niemand, obwohl manche von diesen Chemikalien sicher hochgiftig sind.
Die Embroidery war nicht ganz so interessant. das wird alles an Stickmaschinen gemacht. Die Arbeiter legen die Stoffe in die Maschine und wechseln hin und wieder den Faden, wenn einer reißt.
Der Tag war aber auch sehr anstrengend, in der Fabrik war es sehr heiß und auf dem Rückweg mussten wir durch Jakarta. Sprich Stau. Man muss dazu sagen, dass die Busse irgendwie sogar für meine Beinlänge schon zu eng sind...

Pulau Seribu

Letzte Woche war islamisches Neujahr und wir hatten von Donnerstag bis Sonntag frei. Weil Pipit und Hafiz begeisterte Taucher sind, haben sie Nuni und mich mit nach Pulau Seribu (Tausend Inseln) genommen, das ist eine Inselgruppe vor Jakarta. Rahma wollte eigentlich auch mit, aber sie ist am Sonntag für einen vierwöchigen Deutschkurs am Goetheinstitut nach München geflogen.
Am Freitag ging es morgens früh los (war es vier oder fünf Uhr?) zum Hafen nach Jakarta. Der ist ziemlich furchtbar, ich weiß nicht, ob der überhaupt noch aus Wasser besteht, riechen tut es jedenfalls nicht so...
Von dort aus haben wir das Schiff nach Pulau Pramuka genommen. Ich hatte mir das Schiff eigentlich schlimmer vorgestellt von dem, was ich bisher gehört habe. Es war eben voll und wir saßen/lagen/kauerten drei Stunden lang auf dem oberen Stockwerk. Das erste, was wir getan haben, war, uns Schwimmwesten zu sichern, es gibt nämlich nie genügend für alle Passagiere.
In Pramuka sind wir zuerst zu unserem Cottage, das ein Freund von Hafiz für uns reserviert hatte. Das Meer ist da wunderschön blau und türkis, leider gibt es auch hier, wie üblich, ein großes Müllproblem. Das Meer ist voller Plastik, vor allem auf den Inseln, auf die viele Touristen kommen.
Nachmittags sind wir mit dem Boot von Hafiz' Freund zum Schnorcheln rausgefahren. Ich bin ja davor noch nie geschnorchelt, also war das alles ziemlich aufregend für mich. Aber Hafiz meinte, ich bin vertraut genug mit dem Wasser, und so haben wir nicht erst vom Ufer aus geübt sondern sind direkt zum Korallenriff. Das war schon beeindruckend! Wir haben blaue Seesterne gesehen, einen Kugelfisch und mehrere Rochen. Und natürlich hunderte von kleinen bunten Fischen. Gut, dass Hafiz eine Unterwasserkamera hat, die Fotos sind der Hammer.
Nach dem Schnorcheln waren wir noch auf einer kleineren Insel, wo wir so noch ein bisschen herumgeschwommen sind und schnorcheln ohne Schwimmweste geübt haben. Die behindert einen nämlich echt.
Kurz vor Sonnenuntergang waren wir dann zurück. Sehr süß war übrigens der kleine Junge, der mit uns auf dem Boot war, Farhan. Er hat mich auf dem Rückweg ausgefragt, was gibt es denn in Deutschland? Also da gibt es Menschen,... Wie viele Indonesier kennt er von Deutschland nur die Fußballspieler. Also hat Pipit ihm erzählt, dass in Deutschland jeder jeden kennt, dass Michael Ballack mein Nachbar ist und Lukas Podolski mein Bruder. Oder so.
Am zweiten Tag sind wir zuerst nach Pulau Tidung gefahren, eine andere Touristeninsel. Die war mir ein bisschen zu rummelig mit so Attraktionen wie Banana Boat. Die Teile sind hässlich, laut und umweltschädlich. Und ich hatte ständig Angst, dass uns eins überfährt, als wir rausgeschwommen sind zum Schnorcheln.
Nachmitags sind wir dann wieder vom Boot aus geschnorchelt, diesmal ohne Schwimmweste. Da fühlt man sich gleich viel freier. Ich konnte dann auch ein paar Meter tauchen.






Am Sonntag sind wir früh morgens zurückgefahren, was auch gut war, es hat nämlich den ganzen Tag geregnet. Um zwölf waren wir schon wieder in Bogor. Damit ich nicht den ganzen Tag im Haus war, bin ich dann noch spontan zum Friseur und habe mir die Haare kurz schneiden lassen. Es hat sogar ohne Übersetzer ganz gut geklappt, ich bin stolz auf mich :)

Mal was zu meiner Arbeit


 Ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll. Einerseits fühle ich mich  hier sehr wohl, die Schüler und die Lehrer sind alle total nett. Andererseits sehe ich hier auch vieles, was nicht so optimal läuft. Ich bin hier hergekommen mit dem Ziel, alle meine Energie in meine Arbeit zu stecken. Allerdings fühle ich mich hier leicht machtlos. Inzwischen bin ich im regulären Stundenplan eingetragen, das heißt, ich bin jetzt ein offizieller Englisch-Trainer. Ab sofort sind wir voll belegt, diese Woche haben drei neue Klassen angefangen, MMQ 25, PPD 5 und PMF 17. Das heißt, alle Trainer sind jetzt im Stress und voll beschäftigt. Für mich bedeutet das tägliche additional classes.

Ich genieße die Additionals, weil ich da endlich mal etwas tun kann, aber eigentlich hätte ich lieber in meiner regulären Arbeitszeit mehr zu tun. Der Vorteil der Additionals ist, dass ich komplett frei entscheiden kann, was ich machen möchte. Meistens mache ich Spiele, in denen die Schüler zum Einen mutiger werden sollen zu sprechen, zum Anderen Grammatikstrukturen sich besser einprägen. Der Nachteil ist, dass die Klassen immer mindestens bis um sechs gehen. Das heißt, ich bin erst gegen acht Uhr zu Hause. Da kann ich mit meiner Gastfamilie auch nichts mehr machen, ich esse nur noch und gehe ins Bett. Deshalb bleibe ich jetzt ein bis zweimal in der Woche über Nacht im Gästehaus. Das erspart mir die Reise und ist auch gut, weil ich dann mehr Kontakt zu den Schülern habe. Ich kann mit ihnen in der Kantine essen und zum Beispiel noch zum nächsten Supermarkt laufen. Andererseits brauche ich auch den Abstand von meiner Arbeit. Mal sehen, wie sich das entwickelt.

Außerdem ist auch der Englischunterricht selbst ein bisschen ein Problem für mich. Die Schüler können teilweise gar kein Wort Englisch, was es für mich natürlich schwer macht, irgendetwas zu tun. Mein Indonesisch ist eben noch schlechter. Selbst bei den MMQ-Klassen fehlen zum Teil sämtliche Grundlagen. Ich weiß nicht, wie ich da etwas ändern kann. Es wird kein so großer Wert auf Grammatik gelegt, was ja Sinn macht, Hauptsache, sie können sich verständigen. Aber wenn jemand überhaupt keine Verben oder Artikel benutzt, versteht man auch nichts mehr. Außerdem lernen sie dann mehr Phrasen auswendig, eigenständige Sätze können sie nicht bilden. Leider können auch die Englisch-Trainer hier nicht so gut Englisch, sie sind auch keine ausgebildeten Lehrer. Der Haupt-Englischlehrer hier hat nicht mal Englisch studiert. Das ist dann halt problematisch, wenn jemand Grammatik erklären soll, selbst aber ständig Fehler macht. Ich will nicht sagen, dass meine Grammatik perfekt ist, sicher nicht, aber wenn ich Grammatik erkläre, achte ich zumindest auf korrekte Beispielsätze. Noch ein Problem ist, dass wir in jeder Stunde vorgegebene Themen haben. Der Lehrplan ist festgelegt und so von den Sponsoren akzeptiert. Das wäre ja sinnvoll, wenn es erstens ein festes Lernziel gäbe. Leider weiß ich einfach nicht, wo ich mit meinen Schülern hinwill, was sie können sollten, was sie in ihrem Beruf auch tatsächlich brauchen. Zweitens ist der Stundenplan ziemlich chaotisch. Es gibt mit mir vier verschiedene Englisch-Trainer, jeder unterrichtet ein anderes Thema. Das heißt, wenn für Simple Past zwei Stunden vorgesehen sind, dann hat man eine Stunde Simple Past, dann drei andere Themen, und eine Woche später die zweite Stunde. Kontinuität ist da schwierig. Auch die Einteilung, wie viele Stunden für welches Thema, macht mal mehr, mal weniger Sinn.  
Neulich hatten wir auch eine Art Konferenz der Englisch-Trainer und mir ist aufgefallen, dass die anderen auch eher ratlos sind. Das Problem ist, dass die Sponsoren bzw. die zukünftigen Arbeitgeber ziemlich hohe Ansprüche stellen und sich anscheinend oft über das Englisch der IGTC-Absolventen beschweren. Die Ansprüche sind gestiegen, aber die Schulzeit von zwei auf ein Jahr verkürzt. Das heißt extrem viel Stoff in extrem wenig Zeit, das zehrt dann auch an den Kräften der Schüler.

Letzte Woche hatte ich ein Treffen mit meinen Chefs. Sie meinten, was ihnen an mir gefällt, ist, dass ich sehr strukturiert und gewissenhaft bin, aber sie erwarten von mir mehr Kreativität. Ich soll meine eigenen Ideen einbringen. Es ist ja nicht so, als hätte ich keine Ideen. Es ist nur, oft habe ich eine tolle Idee und weiß dann nicht, wo ich anfangen soll oder wie ich sie umsetzen kann, wenn einfach keine Zeit für zusätzliche Aktionen ist. Sorry, das ist alles schwer zu erklären. Beispielsweise würde ich gerne eine Art Debattierclub gründen, das würde sicher helfen, die Schüler zum Englischlernen zu motivieren. Oder  eine Öko-AG. Schließlich soll IGTC nicht nur das praktische Wissen vermitteln, sondern die Schüler auch zu verantwortlichen Mitgliedern der Gesellschaft erziehen.
Das ist nur eine meiner Ideen, von denen ich nicht weiß, wie ich sie umsetzen soll. So etwas würde höchstens samstags gehen, aber da habe ich ja schon mit meiner Dancing Class genug Probleme. Alle zwei Wochen komme ich hier morgens um acht Uhr her und gebe Tanzstunden. Allerdings muss ich erst mal eine halbe Stunde durch die Dorms laufen und mir ein paar Schüler zusammensuchen, jede Woche werden es weniger. Von den 30, die sich angemeldet hatten, waren letztes Mal noch acht übrig. Allerdings habe ich auch ein paar Schülerinnen, die jedes Mal kommen und begeistert bei der Sache sind. Spaß macht es auf jeden Fall.

Hmm, ich glaube nicht, dass ich das alles jetzt verständlich geschildert habe. Auf jeden Fall: Es ist alles nicht so einfach.
Ich habe hier enorme Stimmungsschwankungen, manchmal bin ich hochmotiviert etwas zu tun, manchmal habe ich super Ideen, dann bin ich wieder total demotiviert, weil nichts klappt. Manchmal komme ich strahlend aus dem Unterricht, weil mir das Unterrichten total Spaß macht, dann bin ich wieder verzweifelt, weil ich mich frage, wozu ich eigentlich hier bin. 


Helen und Vera

Ich habe Helen und Vera noch gar nicht erwähnt, oder? Das sind zwei Deutsche, die in Berlin Bekleidungstechnik studieren und hier ihr Praxissemester machen. Sie haben hier ganz verschiedene Aufgaben, sie überarbeiten Schnitte, verbessern das Lehrmaterial, helfen in der Factory und geben ebenfalls Englischkurse, auch für die Trainer.
Die Beiden leben nicht in Gastfamilien sondern hier auf dem Gelände im Gästehaus. Für mich ist es ganz gut, dass die Beiden hier sind. Wir können uns über unsere Eindrücke austauschen und meistens verbringe ich die Mittagspausen bei ihnen in der Küche, wo wir stundenlang reden könnten. Sie haben ähnliche Probleme wie ich und manchmal klagen wir uns gegenseitig unser Leid. Was natürlich nicht heißen soll, dass wir hier total unglücklich sind. Aber es tut gut, jemanden zu haben, der aus der gleichen Kultur stammt, ähnlich denkt und gleichzeitig nicht dein Vorgesetzter ist (unser Direktor ist ja Österreicher). Wenn ich in IGTC übernachte, schlafe ich bei den Beiden im Gästehaus. 

Der zweite Monat


Unglaublich, wie die Zeit vergeht... Wie ihr ja unschwer aus den vorherigen Posts erkennen könnt, fühle ich mich hier wirklich wohl, vor allem in meiner Familie. In meiner Arbeit ist es so lala.
Ich sollte wirklich öfter schreiben, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich bin gerade in der Heimwehphase, ich vermisse Deutschland und euch alle ganz furchtbar. Vor allem, weil jetzt bald die Weihnachtszeit anfängt und man hier davon nicht wirklich was spürt. In der einen Mall ist inzwischen schon weihnachtlich dekoriert und dank Air Conditioning herrschen da auch fast schon winterliche Temperaturen. Aber irgendwie ist das unwirklich. Die Regenzeit hat sich inzwischen auch weiterentwickelt. es regnet jetzt schon täglich ab zwei Uhr nachmittags.
Andererseits liebe ich es hier auch, vor allem, wenn ich mit meiner Gastfamilie zusammen bin. Meine Schwestern sind immer für mich da, wenn es mir schlecht geht.
Meine Sprachkenntnisse entwickeln sich eher langsam, immerhin verstehe ich jetzt das Meiste, aber mit dem Sprechen hapert es noch.
Zu Bogor führe ich eine Art Hassliebe. Der Verkehr macht mich immer noch ziemlich fertig, wenn ich spät abends einfach nur nach Hause will und zwei Stunden brauche. Andererseits kenne ich mich hier jetzt schon relativ gut aus und es ist nicht die furchtbare Großstadt, die ich erwartet hatte. Es fühlt sich eher wie eine kleinere Stadt an, auch wenn Bogor ca. achtmal mehr Einwohner hat als Ulm. Und es ist wirklich toll, wenn es morgens klar ist und ich aus dem Bus die Berge um Bogor sehen kann. Das Licht ist dann fantastisch ;)