Freitag, 21. Dezember 2012

Frohe Weihnachten!


oder so. Was war das nochmal? Ich weiß nicht, ob ich mich jemals so unweihnachtlich gefühlt habe wie jetzt. Andererseits sage ich glaube ich jedes Jahr, dass ich noch gar nicht so in Weihnachtsstimmung bin. Aber hier ist das irgendwie nochmal anders, es ist total seltsam, auf en Adventskalender zu schauen und zu sehen, dass es schon in ein paar Tagen so weit ist.  Das liegt natürlich auch am Klima. Die einzigen Wintergefühle bekommt man hier in der Mall, im Bus und manchmal im Lehrerzimmer. An die Klimaanlagen kann ich mich einfach nicht gewöhnen. Aber erstaunlicherweise vermisse ich das alles gar nicht so sehr. Ich freue mich vor allem, weil wir vom 23. Bis zum 31. Dezember nach Bali fliegen. Weihnachten am Strand, das hat doch was.
Es ist ja nicht so, als sei die Vorweihnachtszeit komplett unbemerkt an mir vorübergegangen. Erstens hatte ich natürlich meinen tollen Adventskalender, danke nochmal J Einen Adventskranz habe ich mir auch gebaut, aus Muscheln und Blumen. Sobald meine Kamera aufhört zu spinnen mache ich auch noch ein Foto. Meine Adventsfeiern fallen allerdings doch eher kurz und unspektakulär aus (alleine in meinem Zimmer).
Außerdem habe ich schon sehr viel liebe Weihnachtspost bekommen, danke liebe Eltern, Mimi, Karin, Tobi und Traute. Ich habe mich sehr gefreut und auch schon fleißig mein Zimmer dekoriert. Die Süßigkeiten sind schon zur Hälfte weg...
Und dann gibt es natürlich auch einige Weihnachtsfeiern. Auf den Weihnachtsmarkt von Die Brücke in Jakarta konnte ich leider nicht mit, weil ich an dem Wochenende in Puncak war.                          
Dafür hat mich Pipit am zweiten Advent mitgenommen zur Weihnachtsfeier der Deutschen Internationalen Schule, wo sie arbeitet. Das war vielleicht komisch. Plötzlich haben alle um mich herum deutsch gesprochen und alles war voller Bules... Erst war ein Konzert von allen Schülern und danach war gemütliches Beisammensein. Ehrlich gesagt fand ich unsere Adventskonzerte immer besser, aber vielleicht habe ich da auch eine etwas verklärte Erinnerung. Die Grundschüler waren ja schon süß (es gab sogar eine Blockflötengruppe, ähem.). Aber das Beste war einfach das danach. Es gab Essen und Trinken und Aktionen für die Kinder, Basteln usw. Gegessen und getrunken habe ich nichts, weil gemeinerweise die Waffeln schon ausverkauft waren. Aber man konnte auch Backen. Da musste ich natürlich hin, schließlich hatte meine Gastfamilie keinen Ofen, sodass ich keine Plätzchen backen konnte. Also saß ich da mit lauter Grundschulkindern und habe Ausstecherle gebacken. Am liebsten hätte ich das den ganzen Tag gemacht, also bin ich einfach zum Helfen gemeldet, als ich fertig war. Den Rest des Nachmittags habe ich den Kindern geholfen, ihren Teig auszurollen. Ich hatte extrem viel Spaß, die Kinder waren auch wirklich süß.

Die nächste Weihnachtsfeier war am dritten Advent, organisiert vom Bina Antarbudaya-Chapter Bogor. Eingeladen waren wir Deutschen (Mathias aus dem Büro ist auch aus Jakarta gekommen) und die indonesischen Bina Antarbudaya-Freiwilligen, fast alle waren mit Bina Antarbudaya in den USA in der Highschool. wir haben uns zum Mittagessen in einem Restaurant getroffen, Spiele gespielt und gewichtelt. Das Problem war nur, dass manche von den Indonesiern mich kannten, ich sie aber nicht. Nicht so angenehm, wenn du dich gerade vorstellen willst und dann kommt "Hey, you cut your hair!" ... Danach waren wir noch zusammen mit ein paar von den Indonesiern Ökokaffee aus Aceh trinken und anschließend waren Laura, Mathias, Ruben und ich noch zusammen was essen. Es ist immer schön, die anderen Deutschen mal wieder zu treffen. Ich sehe die ja nicht so oft, weil ich in meinem Projekt alleine arbeite, die anderen sind je zu zweit. Also gibt es immer sehr viel Gesprächsstoff.

Interessant war Weihnachten in IGTC. Für die Weihnachtsfeier am Freitag sollten wir alle etwas zu essen mitbringen. Ich wollte ja sowieso noch Plätzchen machen und habe es dann erst ohne Ofen in der Pfanne versucht. Ohne Rezept, die haben eher furchtbar geschmeckt. Zu meiner großen Frede hat meine Gastmutter dann aber doch noch irgendwo einen Ofen hergezaubert (zum auf den Gasherd stellen, sehr interessant). Inklusive Rezeptbuch. Also haben wir am Donnerstagabend tatsächlich noch eine Backaktion starten können. Ich habe richtiges Gingerbread gebacken und Mamah typisch indonesische Plätzchen (mit Ananasmarmelade drin und Käse obendrauf). Indonesier mögen anscheinend keine Gewürzkekse. Bleibt mehr für mich :D
Dann war auch weihnachtlicher Dresscode angesagt: Rot und Grün. Die Meisten hatten einfach nur ein rotes oder grünes Oberteil an, aber es sieht trotzdem cool aus, wenn alle die gleichen Farben tragen. Besonders witzig sehen auch die Mädels aus, die über ihrem Kopftuch eine Weihnachtsmütze tragen. Helen, Vera und ich haben es ein bisschen uebertrieben und uns behängt wie die Christbaeume. Vera ist der Weihnachtsengel, ich bin der Baum und Helen ist der Weihnachtself. Fotos folgen.
Die Weihnachtsfeier selbst war sehr schön. Erst war alles ein bisschen komisch, weil eigentlich ein paar Schüler etwas organisiert hatten, dann aber Bu Pratiwi meinte, es gebe irgendwie eine große Weihnachtsfeier in der Aula. Die war dann aber glaube ich doch nicht und Pratiwi war vermutlich leicht sauer. Na ja egal. Die Feier war sehr besinnlich mit viel Gesang, und bei Silent Night mit Kerzen wurde es richtig schön weihnachtlich. Das hat dann leider der extra aus Jakarta gekommene Prediger wieder  etwas zerstört, indem er mindestens eine halbe Stunde von Weihnachten zurück zur Sintflut über Ostern bis zur Apokalypse die komplette Bibel abgedeckt hat. Richtig tiefgehend war das nicht, aber er war sehr mitgerissen und für die anderen anscheinend auch mitreißend. Aber alles in allem war es ein schöner Abend.

Jetzt freue ich mich vor allem auf Bali, das wird sicher toll.
Ich wünsche euch allen ein frohes Weihnachtsfest!

Montag, 10. Dezember 2012

Oma und Opa

Oma und Opa sind der Onkel und die Tante von Bu Pratiwi, unserer Head of Education. Sie hatten Helen, Vera und mich in ihr Wochenendhaus in Puncak, also in den Bergen um Bogor, eingeladen. Leider ging der Trip schon mal ganz schlecht los. Ich musste am Freitag nach Jakarta für das Visum. Allerdings konnten wir unsere Pässe erst um drei abholen, und um drei musste ich schon wieder zurück sein. Also bin ich unverrichteter Dinge mit dem Bus zurückgefahren und musste Britta das alleine erledigen lassen.
Dann schon das nächste Problem:Um vier wollte Bu Pratiwi mich an der Bushaltestelle abholen, aber dann rief sie mich an und meinte, Vera sei im Krankenhaus. Kurz vor der Abfahrt war Vera im Gästehaus kollabiert. Sie wurde ohne lange Wartezeit untersucht. Man hat nichts gefunden, wir vermuten, es war der Stress. Jetzt geht es ihr wieder gut, Gott sei Dank.
Auf jeden Fall konnten Vera und Helen nicht mitkommen, aber Bu Pratiwi und ich sind trotzdem gefahren, weil Oma und Opa (so nennt Bu Pratiwi sie) schon alles vorbereiten hatten.

Die Beiden sind zwei wunderbare Menschen. Sie sprechen perfekt Englisch, außerdem Holländisch, Mandarin und ein bisschen Deutsch. Eigentlich sind sie typische Großeltern. Immer fürsorglich, und ständig muss man essen. Leider hatte ich ihnen gesagt, dass ich alles esse. Alles heißt in dem Fall Fleisch mit Fleisch mit Fisch. Das war dann doch ein ziemlicher Schock für jemanden, der seit über einem halben Jahr Vegetarier ist. An einem Wochenende habe ich genug Fleisch für das Jahr 2013 gegessen. Aber lecker war es schon.
Am Samstag waren wir zusammen im Taman Bunga, Blumenpark. Da gibt es verschieden angelegte Gärten. Zusammen mit der Umgebung war das wunderschön, ich liebe die Berge von Puncak mit ihren Teeplantagen.

Montag, 3. Dezember 2012

Die Kulturschockkurve

Auf dem Vorbereitungsseminar haben wir so ein wunderbares Modell kennen gelernt: die Kulturschockkurve. Man kommt in ein fremdes Land und ist erstmal extrem euphorisch, weil alles so anders ist. Das ist der Hochpunkt der Kurve. Dann geht es abwärts, so ungefähr im zweiten Monat, der Kulturschock schlägt über dir zusammen. Aber nach einer Zeit, meist so im dritten Monat, pendelt es sich auf einem angenehmen Niveau ein. Man kann an zu Hause denken, ohne einen Weinkrampf zu bekommen, sieht die schlechten und die guten Seiten am neuen Leben.

Dieses Modell trifft so exakt auf mich zu, es ist fast schon gruselig. Der letzte Monat war schlimm, ich habe so ziemlich alles an Deutschland vermisst. Aber am Donnerstag hatte ich eine Art Schlüsselerlebnis. Eigentlich ist überhaupt nichts besonderes passiert, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dieser Tag ist perfekt.

Erst letzte Woche habe ich mich ja ziemlich über meine Arbeit beschwert. Den Post hatte ich schon länger geschrieben, aber noch nicht veröffentlicht. Witzigerweise hat sich am selben Tag noch einiges gebessert. Ich habe jetzt die besten Arbeitszeiten, die man haben kann. Ab sofort arbeite ich Montags, Mittwochs und Freitags normal, aber Dienstags und Donnerstags, wenn ich Additionals habe, muss ich erst um ein Uhr nachmittags kommen. Das ist perfekt, dann kann ich morgens joggen gehen, Mamah in der Küche helfen und andere wichtige Dinge erledigen und habe trotzdem abends bzw. nachmittags mehr Energie und Motivation für meinen Unterricht. Es macht ja auch Sinn, dass ich die Zeit, in der ich sowieso im Büro nichts zu tun habe, lieber zu Hause verbringe.
Wenn ich noch nicht von einem ganzen Tag geschlaucht bin, habe ich auch mehr Verständnis für meine Schüler: Wenn ich sowieso schon müde bin und dann in noch müdere Gesichter blicken muss, gibt das eine Art Abwärtsspirale der Motivation. Aber wenn ich motiviert bin, kann ich auch einen Großteil der Schüler motivieren. Und ich kann mich über die kleinen Fortschritte freuen, zum Beispiel wenn eine eher passive Schülerin sich plötzlich am Unterricht beteiligt oder wenn jemand, der eigentlich nicht gut ist in Englisch und fast nichts versteht, die Uhrzeiten perfekt beherrscht.

Mein Indonesisch wird so langsam auch besser. Smalltalk klappt schon ganz gut, aber die Reden bei der Graduation (schon wieder!) verstehe ich noch nicht. Aber ich habe es geschafft, mir mein Guthaben für das mobile Internet selbst zu besorgen. Allerdings musste ich dafür zweimal in der Mittagshitze zum Laden laufen, als ich eh schon spät dran war für die Arbeit...

Und dann natürlich, als ich heimgekommen bin und sowieso schon der Meinung war, einen perfekten Tag erlebt zu haben, lag ein Paket auf meinem Bett! Die Weihnachtsverpflegung! Mit wunderschönen Springerle und leckeren Zimtsternen (Mamah war begeistert von euren Backkünsten). Die Springerle sind perfekt zum Verschenken, aber ein paar will ich natürlich behalten. Das Marzipan habe ich wahrscheinlich auch für mich allein, ich glaube das mag hier niemand. Vielleicht Helen und Vera, alleine kann ich das nämlich nicht essen. Wenn man eine Packung aufmacht und dann nicht sofort alles aufisst, sind nach zwei Minuten die Ameisen dran.

Weihnachten ist hier so eine Sache. Inzwischen ist die Mall schon weihnachtlich dekoriert (der übliche Kitsch, wie bei uns auch) und dort wird man auch mit der normalen furchtbaren Weihnachtsmusik bedudelt. Am skurrilsten sind die weihnachtlich dekorierten Kopftuchstände. Aber sobald man rauskommt in die Hitze, ist sämtliche Weihnachtsstimmung verflogen. Irgendwie vermisse ich es aber im Moment gar nicht. Vor ein paar Wochen war ich noch ganz wild auf jedes Bisschen Weihnachten, aber je näher es rückt, desto weniger weihnachtlich fühle ich mich. Ich kann sogar ohne den Schnee leben. Natürlich nichts gegen meinen wunderbaren Adventskalender von meiner wunderbaren Familie. Es ist auch hier jeden Tag aufregend, die Säckchen aufzumachen.
Den Weihnachtsmarkt von Die Brücke am Samstag in Jakarta habe ich leider verpasst, aber nächste woche nimmt mich Pipit mit zur Weihnachtsfeier in der deutschen Schule. Vielleicht wird mir dann etwas weihnachtlicher zu Mute.

Euch allen zu Hause wünsche ich eine wunderschöne Adventszeit. Genießt den Schnee!